Tipps und Tricks: Trickfilme im Unterricht selbst erstellen
Trickfilme begegnen Kindern als Filme, Serien oder Computerspiele ständig. Heute sind diese in der Regel computeranimiert – in einfacher Form können die Schülerinnen und Schüler Trickfilme aber auch selbst produzieren und so die Technik dahinter kennenlernen.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Was ist ein Trickfilm?
- Was ist Stop-Motion?
- Welche Animationstechniken gibt es?
- Was lernen die Schülerinnen und Schüler durch das Erstellen von Trickfilmen?
- Wie können Sie Trickfilme im Unterricht sinnvoll einsetzen?
- Welche Trickfilm-Techniken eignen sich für den Unterricht?
- Wie kann man einen Trickfilm selbst erstellen?
Was ist ein Trickfilm?
Für einen Trickfilm wird eine Bewegung des an sich unbewegten Ausgangsmaterials (z. B. Zeichnungen, Knetfiguren, Scherenschnitte, Puppen) durch die Aufnahme vieler Einzelbilder animiert. Die aneinandergereihten Bilder zeigen kleine Abweichungen, die durch ein schnelles Abspielen die Illusion einer Bewegung erzeugen.
Was ist Stop-Motion?
Bei der Filmtechnik Stop-Motion werden Bilder von unbewegten Motiven gemacht, die kleine Veränderungen zeigen. Durch schnelles Abspielen wird der Stroboskopeffekt erzeugt und das Auge nimmt die Standbilder ab 12 Bildern pro Sekunde als flüssigen Film wahr. Ab 24 Bildern pro Sekunde wirkt die Bewegung fast ruckelfrei.
Welche Animationstechniken gibt es?
Man kann 2-D-Animationstechniken und Stop-Motion-Techniken bzw. Objekt-Animation unterscheiden. Hier einige Beispiele:
- Zeichentrick, Daumenkino
- Sand- oder Salzanimation
- Lichtanimation
- Silhouetten-Animation
- Legetrickfilm
- Pixilation
- Knetanimation
- Brickfilm
- Puppentrickfilm
Was lernen die Schülerinnen und Schüler durch das Erstellen von Trickfilmen?
- Medien selbst erstellen und kreativ gestalten
- Medienkompetenz: Reden über Medien, kritisches Betrachten Erkennen, dass Film etwas von Menschen gemachtes ist, dass z. B. nicht immer alles so ist, wie es scheint
- Soziale Kompetenz: Arbeiten im Team, Kommunikation
- Nebenbei können Sie die Themen „Recht am eigenen Bild“ und „Urheberrecht“ thematisieren
Wie können Sie Trickfilme im Unterricht sinnvoll einsetzen?
Beziehen Sie die Kinder in alle Schritte, von der Vorbereitung bis zur Präsentation, ein. Vermitteln Sie Spaß am gemeinsamen Arbeiten. Lassen Sie die Kinder eigene Ideen entwickeln und besprechen Sie diese gemeinsam. So identifizieren sich die Schülerinnen und Schüler mehr mit der Idee und die Motivation wächst.
Tipps für sprachliche Fächer:
- Vorhandene Geschichten als Film interpretieren oder eine Fortsetzung erfinden
- Texte wie Gedichte visuell interpretieren
- Drehbücher verfassen
Tipps für geisteswissenschaftliche Fächer:
- Geschichtliche Ereignisse als Trickfilm darstellen
- Auseinandersetzung mit historischen und sozialgesellschaftlichen Fragestellungen
Tipps für MINT-Fächer:
- Abstrakte Vorgänge visualisieren
- Experimente dokumentieren
- Erklärvideos zu wissenschaftlichen Fragen
Tipps für musische Fächer:
- Musikvideo drehen
- Bildcollage zu Klängen erstellen
Dieser Text basiert auf dem Vortrag „Tipps und Tricks: Trickfilme selbst erstellen“, den meine Kollegin Silke Eminovic am 6. März 2021 auf dem digitalen Bildungskongress für Lehrerinnen und Lehrer gehalten hat. Sie selbst hat bereits eigene Trickfilme produziert, von denen einer beim Trickfilmfestival in Stuttgart aufgeführt wurde. Bei Betzold ist Silke Social-Media-Manager und v. a. für die Bereiche Pinterest und Video zuständig. Zum Thema „Trickfilme mit Kindern drehen“ hat Silke für Sie auch ein Pinterest-Board angelegt.
In ihrer Präsentation finden Sie zahlreiche weitere Tipps für Programme und Apps, weiterführende Informationen und Quellen, Beispielvideos sowie Materialempfehlungen.
Welche Trickfilm-Techniken eignen sich für den Unterricht?
Daumenkino
Klassische Zeichentrickfilme, bei denen bemalte Folien mit den sich verändernden Elementen auf einen Bildhintergrund gelegt werden, sind in der Erstellung für den Unterricht eher zu aufwendig. Die einfachste Form des Zeichentricks, das Daumenkino, eignet sich dagegen, z. B. als Einstieg, sehr gut.
So funktioniert’s:
- Einfache, kurze Handlung überlegen.
- 20 bis 25 gleich große Papierstücke vorbereiten (dünnes Papier verwenden)
- Die erste Zeichnung anfertigen.
- Das zweite Blatt auf das erste legen und die Elemente, die sich nicht bewegen sollen, abpausen und die beweglichen Elemente leicht versetzt einzeichnen.
Falls die erste Zeichnung nicht gut sichtbar ist: Auf ein Tablet oder Smartphone legen und die Lichtquelle als Hilfe nutzen. - Mit den weiteren Blättern genauso verfahren.
- Zeichnungen sortieren und zusammenheften.
- Mit dem Daumen durchblättern :)
Legetrickfilm
Beim Legetrick werden Gegenstände, gezeichnete oder gebastelte Figuren auf einer zweidimensionalen Fläche kleinschrittig bewegt und jeder Schritt fotografiert. Diese Technik ist auch für jüngere Kinder und als Einstieg gut geeignet. Die Kamera sollte dafür am besten fest installiert sein, sodass der Blickwinkel immer gleich bleibt.
Legetrick mit Holzstäbchen
So funktioniert’s:
- Holzstäbchen bemalen, sodass sich ein Bild ergibt, wenn sie richtig angeordnet sind.
- Die Holzstäbchen können auch mit einem Bild beklebt werden, das dann auseinandergeschnitten und durch Umwickeln mit Klebeband dauerhaft fixiert wird.
- Mit der Kamera, die oberhalb befestigt ist, Einzelbilder der kleinen Bewegungen der Stäbchen aufnehmen, die zunächst ungeordnet liegen, und langsam so verschoben werden, dass das Bild sichtbar wird.
Der Legetrick kann mit den verschiedensten Materialien produziert werden. Häufig werden Figuren aus Papier animiert, deren Körperteile ausgeschnitten werden und so einzeln bewegt werden können. Hier haben wir noch ein Beispiel mit Alu-Draht, Muggelsteinen und Perlen:
Stop-Motion
Bei Stop-Motion animieren die Kinder dreidimensionale Objekte wie Knetfiguren (Knetanimation) oder Figuren aus Bausteinen (Brickfilm). Auch andere vorhandene Materialien, wie z. B. Puppen, Spielfiguren oder Naturmaterialien, können verwendet werden.
Für einen kleinen Film müssen Sie Einzelbildaufnahmen jeder kleinen Bewegung machen und die Bilder am Schluss wieder zu einem Film zusammenfügen.
Der Brickfilm mit Bausteinen, z. B. von LEGO®, hat die Vorteile, dass die Ausgangsmaterialien bereits vorhanden sind, Körperteile gut bewegt werden können und die Elemente leicht miteinander zu verbinden sind. Mit dem Set LEGO® Education StoryTales können die Kinder beispielsweise Märchen erzählen oder neu erfinden.
Bei der Pixilation werden Menschen animiert. Warum? Diese könnten doch auch normal gefilmt werden. Stimmt, allerdings ermöglicht die Pixilation, dass Menschen Dinge können, die sonst nicht möglich sind.
Meine Kollegin Silke kann so z. B. zaubern:
Ein Knetfilm ist etwas aufwendiger zu produzieren – dafür ermöglicht er auch viel Spielraum für Kreativität! Die Schülerinnen und Schüler können sich ihre Geschichten, Figuren und Kulissen völlig frei ausdenken.
Wie kann man einen Trickfilm selbst erstellen?
Hier erläutern wir die Entstehung eines Trickfilms am Beispiel eines Knettrickfilms. Viele der Punkte sind aber auch auf andere Techniken und Materialien übertragbar.
1. Wichtige Fragen klären
Bevor Sie und Ihre Klasse loslegen können, sollten Sie folgende Punkte besprechen:
- Welche Trickfilmtechnik kommt in Frage?
- Welches Material soll verwendet werden?
Z. B. Bausteine, Knetmasse, Papier - Wie ist die Handlung?
- Wie soll das Set aussehen?
Hintergrund/Untergrund: Tisch, Holzplatte, bemaltes Plakat, Karton, Magnettafel - Welche Figuren sollen verwendet werden?
- Soll Text im Film erscheinen?
Ausdrucken und ins Bild halten/legen
Mit Knete formen, aus Papier ausschneiden etc. - Welche Audioelemente sollen verwendet werden?
Geräusche, Musik, Sprache - Welche Aufnahmetechnik ist erforderlich?
Kamera, Licht, Schnittprogramm
2. Skript
Zunächst müssen sich die Schülerinnen und Schüler eine Geschichte und eine Handlung ausdenken. Im Skript fassen sie die Geschichte kurz zusammen. Wenn Sie eine bekannte Geschichte verwenden möchten, müssen Sie die Schutzfrist beachten und bei Unsicherheit um Erlaubnis fragen.
3. Storyboard
Das Storyboard bildet ab, was im Film gezeigt werden soll. Dafür lösen die Kinder die Handlung ihrer Geschichte in einzelne Einstellungen auf und zeichnen zu jeder Einstellung eine kleine Skizze.
- Das Storyboard zeigt Objekte und ihre Position sowie die Einstellungsgröße (nah/total).
- Es kann ergänzt werden durch Notizen zu Handlung und Ton.
- Das Storyboard kann in der Gruppe, z. B. mit einem Flipchart oder an der Tafel, erstellt und abfotografiert werden.
4. Set und Figuren
Bevor das Set gebaut wird, ist es sinnvoll, zunächst eine Materialliste für Set und Figuren sowie eine Skizze des Sets zu erstellen.
Für unseren Knetfilm haben wir eine Platte aus Karton für Unter- und Hintergrund genutzt und diese bemalt.
Wichtig ist, Untergrund und Hintergrund gut miteinander zu befestigen, damit diese nicht versehentlich beim Bewegen der Figuren verschoben werden können. Danach wurden weitere Elemente aus Knetmasse angebracht.
Modellier-Tipps:
- Für Gras oder Bäume die Knetmasse durch ein Sieb drücken.
- Rinde mit einem Zahnstocher strukturieren.
- Zahnstocher oder Draht als Verstärkung nutzen.
- Große Füße für einen stabilen Stand
- Zu kleine Details vermeiden
- Special Effects: fliegende Gegenstände durch eingearbeitete Fäden, Tränen aus Olivenöl, Wunden mit rotem Filzstift
5. Aufnahmetechnik
Die Frage ist hier: Digitalkamera oder Smartphone? Beides hat Vor- und Nachteile:
Pro Digitalkamera:
- Manuelle Einstellungsmöglichkeiten für gleichbleibende Bildqualität
Contra Digitalkamera:
- Hat nicht jeder
- Schwieriger zu bedienen
- Laptop oder PC für Schnitt erforderlich
Pro Smartphone:
- Hat fast jeder
- Einfach zu bedienen
- Schnitt- bzw. Animationssoftware kostenfrei im App Store
- Aufnahme direkt in der App
Contra Smartphone:
- Weniger Einstellungsmöglichkeiten
- Unterschiede bei erstellten Bildern, z. B. in der Helligkeit und Fokuspunkt
Wer kein professionelles Stativ hat, dem hilft ein Griff in die Trickkiste. Im Beitrag „Homeschooling Hacks – 10 Tipps für den Fernunterricht“ stellen wir einige vor :)
6. Animation und Aufnahme
Für Aufnahmen mit dem Smartphone gibt es Apps wie Stop Motion Studio (für Android und iPhone). Hier ist der Onion Skin-Effekt sehr hilfreich: Dabei wird das vorhergehende Bild als Schatten angezeigt. So können Veränderungen im Bild besser nachvollzogen werden. Nach der Erstellung können Sie das Video ausrendern und eine weitere Bearbeitung mit einer Videoschnittsoftware durchführen.
Mit der Digitalkamera machen Sie Einzelbilder, die Sie nach Fertigstellung der Aufnahme auf einem Schnittrechner bearbeiten.
Tipps für die Animation und Aufnahme:
- Stativ verwenden und Kamera nicht bewegen, damit das Bild nicht ruckelt
- Bildausschnitt beachten: über Zoom oder Stativposition einstellen
- Zu Beginn jeder Szene jeweils mehrere Einzelbilder aufnehmen, ohne etwas zu bewegen -> Zuschauer erfasst Szene
- Kleinschrittig bewegen
- Regelmäßig bereits gemachte Aufnahmen kontrollieren
- Anhand des Storyboards arbeiten, abgedrehte Szenen abhaken
- Auf Kontinuität achten, v. a. bei Szenenwechsel:
Position der Arme, Gesichtsausdruck, Träne am Auge etc.
7. Licht
- Für gleichbleibendes Licht den Raum abdunkeln
- Zwei Lichtquellen auf beiden Seiten der Kamera positionieren, das Hauptlicht direkt neben der Kamera am hellsten einstellen, der Aufheller darf dunkler sein (dimmbare Lampe)
- Stehlampen oder Schreibtischlampen mit Stand- oder Klemmfuß
- Licht weicher machen: Butterbrotpapier vor die Lampe. Achtung bei Lampen, die heiß werden!
- Lichtstimmung ändern: Farbfilter auf der Kamera oder Transparentpapier vor die Lampe kleben oder halten (blau macht kühles Licht, orange warmes). Achtung bei Hitzeentwicklung!
8. Nachbearbeitung
- Es kann vorteilhaft sein, Bilder länger stehen zu lassen oder zu viel aufgenommene Bilder aus dem Film zu entfernen.
- Im Schnittprogramm können teilweise noch Bildoptimierungen vorgenommen werden.
- Bildausschnitt verändern, Farbe und Helligkeit optimieren
- Film im Schnittprogramm exportieren
Tipps für Programme zur Nachbearbeitung, finden Sie in dem oben verlinkten PDF zum Vortrag.
9. Ton
Sprachaufnahmen klingen schnell hallig. Wenn Sie z. B. einen geöffneten Schrank mit Bettlaken oder Tüchern auskleiden, vermeiden Sie dies.
Geräusche können Sie z. B. direkt aus der Umwelt aufnehmen oder selbst erzeugen.
Beispiele:
- Kokosnusshälften: Pferdegetrappel
- Zellophanpapier: Feuerknistern
- Plastiklineal auf Pappschachtel schlagen: Schüsse
- Mit Mehl gefülltes Stoffsäckchen drücken: Schritte im Schnee
Bei Musik müssen Sie die Urheberrechte beachten. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn die Schülerinnen und Schüler die Musik selbst spielen. Alternativ gibt es Musikstücke, die mit Creativ Commons Lizenzen ausgezeichnet sind, die eine Verwendung unter bestimmten Voraussetzungen erlauben.
Mit dem Smartphone können Sie den Ton mit den Apps „Sprachmemos“ (iPhone) oder „Diktiergerät“ (Android) aufnehmen.
Mit der Kamera nehmen Sie ein Video auf, ziehen es ins Videoschnittprogramm und löschen die Videospur.
10. Präsentation
Jetzt ist der Film fertig! Es folgt die Präsentation vor Publikum.
Zunächst besteht das Publikum wahrscheinlich aus der Klasse, die ihre Arbeit nochmals reflektieren und bewerten kann. Wie hat den Schülerinnen und Schülern das Projekt gefallen? Was lief gut, was weniger? Was würden sie beim nächsten Mal anders machen? Was haben wir gelernt?
Der nächste Schritt wäre, wenn dies gewollt ist, eine Veröffentlichung für ein breiteres Publikum. Intern ist dies z. B. über eine Schul-Cloud möglich, extern auf der Schulhomepage oder YouTube bzw. Vimeo.
Und hier ist der fertige Knetfilm:
Quellen:
Römerstraße 41a
6230 Brixlegg/Tirol
E-Mail: [email protected]
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