Gutes Schulklima: Streitschlichterinnen und Streitschlichter in der Schule
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Konflikte zwischen Schülerinnen und Schülern gibt es an jeder Schule, sie sind vollkommen normale Ereignisse im menschlichen Zusammensein. Doch wenn sich Auseinandersetzungen verhärten, kann das Klassenklima und natürlich das Wohlbefinden der betroffenen Personen im Lebensraum Schule massiv beeinträchtigt werden.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, haben viele Schulen Programme zur Streitschlichtung etabliert. Eines der verbreitetsten sind Streitschlichter/innen aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler.
Was sind Streitschlichter/innen?
In Schulen sind Streitschlichter/innen oder Konfliktlotsen Schülerinnen und Schüler, die als unbeteiligte Personen Schülerinnen und Schülern bei der Klärung von Streit und Konfliktsituationen unterstützen (Peer-Mediation).
Wer kann Streitschlichter/in werden?
Die Ausbildung zum Streitschlichter bzw. zur Streitschlichterin gibt es bereits für Grundschüler/innen. Hier kommen meist mehr praktische Übungen zum Einsatz. Die Ausbildung ist freiwillig und es kann jeder und jede mitmachen, die sich für das Projekt und die Arbeit als Mediatorin/Mediator interessiert.
Wieso werden an Schulen Streitschlichter/innen ausgebildet?
Oftmals fällt es Schülerinnen und Schülern leichter, sich an andere Kinder bzw. Jugendliche zu wenden als an Lehrkräfte. Andere Schülerinnen und Schüler bemerken Unstimmigkeiten häufig schneller als Lehrkräfte und können die betroffenen Personen ansprechen, ob sie eine Streitschlichtung möchten. So werden Unterrichtsstörungen reduziert und die Lehrerinnen und Lehrer entlastet.
Durch das Streitschlichtungsprogramm trainieren nicht nur die Streitschlichterinnen und Streitschlichter den Umgang mit Konfliktsituation, sondern auch diejenigen, die bei ihnen Hilfe suchen und eine Streitschlichtung durchlaufen.
Meist regeln die Streitschlichterinnen und Streitschlichter kleinere Konflikte. Im Fall von Auseinandersetzungen mit physischer Gewalt oder Mobbing müssen Lehrerinnen und Lehrer eingreifen.
Um die Streitschlichterinnen und Streitschlichter bekannter zu machen, und um auf das Projekt hinzuweisen, können Plakate in der Schule aufgehängt werden. Am besten mit den Fotos und Vornamen der Schülerinnen und Schüler, wenn sie und ggf. die Eltern ihr Einverständnis dafür geben. Alternativ oder zusätzlich können sie auch Buttons oder Caps tragen, die sie als Streitschlichterinnen und Streitschlichter ausweisen.
Wie werden Schülerinnen und Schüler Streitschlichter/innen?
Die Aufgabe von Streitschlichterinnen und Streitschlichtern ist es, dafür zu sorgen, dass die Mediation fair abläuft und Hilfestellung bei der Suche nach einer Lösung für den Konflikt zu geben.
Um Streitschlichter/in zu werden, durchlaufen die Kinder und Jugendlichen eine Ausbildung. An einigen Schulen gibt es qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer, die selbst dafür geschult wurden, und die Ausbildung übernehmen. Andere Schulen holen Experten von außen dazu, die die Schülerinnen und Schüler fortbilden.
Fortbildungen für Lehrkräfte bietet z. B. das Deutsche Jugendrotkreuz an.
Die Ausbildung findet in der Regel außerhalb der Schulzeit statt und enthält sowohl theoretische wie praktische Bestandteile. Hier werden die Schülerinnen und Schüler in Form von Rollenspielen auf reale Konfliktsituationen vorbereitet. Sie lernen beispielsweise verschiedene Gesprächstechniken kennen, auf Mitschülerinnen und Mitschüler zuzugehen, darauf zu achten, dass alle zu Wort kommen und welche Konfliktlösungsmöglichkeiten und Streitschlichtungsverfahren es gibt.
Weitere wichtige Kompetenzen sind:
- eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen
- aktives Zuhören (/blog/zuhoeren-lernen/)
- konstruktive Gespräche führen
- Gespräche zusammenfassen
- Notizen machen
- Teamfähigkeit
Häufig legen die angehenden Streitschlichter/innen am Ende eine Prüfung ab und erhalten eine Urkunde sowie einen Vermerk im Zeugnis als Ausbildungsnachweis.
Auch nach Ablauf der Ausbildung treffen sich die Schülerinnen und Schüler regelmäßig, um sich auszutauschen.
Die Friedenstreppe
Obwohl Streitschlichter/innen auch an Volksschulen aktiv sind, wird hier häufig ein etwas abgewandeltes Verfahren durchgeführt: Die Friedenstreppe gibt Schülerinnen und Schülern der Klassen 1 bis 6 die Möglichkeit, Streit und Konflikte selbstständig fair beizulegen. Das Konzept sieht 4 Stufen der Konfliktlösung vor, die die in Streit geratenen Kinder durchlaufen. Im Blogbeitrag erhalten Sie weitere Informationen zu dem Projekt.
Wie funktioniert eine Streitschlichtung?
Voraussetzung ist, dass alle beteiligten Personen in die Streitschlichtung einwilligen. Dann vereinbaren die Streitschlichter/innen, die einen Fall meist zu zweit betreuen, mit ihnen einen Termin. Liegt dieser in der Schulzeit, müssen die betroffenen Lehrkräfte informiert werden und zustimmen.
Ein gemütlich eingerichteter Raum, der von anderen Bereichen abgeschirmt ist, ist als Ort für die Streitschlichtung ideal.
Häufig laufen Streitschlichtungen in diesen drei Schritten ab:
1. Welche Regeln müssen beachtet werden?
Damit es bei der Schlichtung nicht zu einer Fortsetzung des Streits kommt und es fair zugeht, erläutern die Streitschlichter/innen zuerst die Regeln und ihre Rolle bei dem Verfahren. Sinnvolle Vorgaben können z. B. folgende sein:
- Wir als Streitschlichter/innen sind neutral und ergreifen nicht Partei.
- Wir hören einander zu und lassen uns ausreden.
- Wir beleidigen uns nicht und verwenden keine Schimpfwörter.
- Was wir besprochen haben, bleibt unter uns.
Wenn alle einverstanden sind, kann die Streitschlichtung beginnen.
2. Was ist passiert?
Jede der beteiligten Personen erzählt aus seiner Sicht, wie er oder sie den Streit erlebt hat und auch wie er oder sie sich dabei gefühlt hat.
Die Aufgabe des Streitschlichters/der Streitschlichterin ist es, darauf zu achten, dass alle zu Wort kommen. Sinnvoll ist es auch anzuregen, dass sich die streitenden Schülerinnen und Schüler in die Rolle der anderen Partei hineinversetzen.
Sie fassen das Geschilderte danach in eigenen Worten zusammen und halten die wichtigsten Punkte für den Streitschlichtungsvertrag schriftlich fest.
3. Welche Lösung können wir finden?
Die Lösung wird nicht von dem Mediator/der Mediatorin vorgegeben, sondern wird gemeinsam von den beteiligten Personen gefunden. Wichtig ist, dass es dabei keine Verlierer gibt. Die Schülerinnen und Schüler können in Form eines Brainstormings Wünsche für Lösungen und Dinge, die sie selbst bereit wären anzubieten, sammeln. Die Vorschläge werden diskutiert und realisierbare, faire Möglichkeiten für einen Konsens ausgesucht.
Wenn alle mit der Lösung einverstanden sind, wird das Ergebnis ebenfalls im Streitschlichtungsvertrag notiert und von allen unterschrieben. Dieser schriftliche Vertrag verleiht der Vereinbarung Gewicht und trägt dazu bei, dass sich alle daran halten.
Hier haben wir für Sie eine Vorlage für einen Streitschlichtungsvertrag zum Ausdrucken vorbereitet:
Schnelles Wissen: Streit unter Kindern
Warum und wie streiten Kinder? Gibt es Streitregeln? Ist Streit schlimm? Antworten auf diese Fragen sowie das Emotionen-Barometer zum Ausdrucken gibt es hier:
Quellen und Literatur:
- Thomas Grüner/Franz Hilt/Corinna Tilp: Streitschlichtung mit Schülermediatoren: Wochenplan, Tagespläne und alle Arbeitsmaterialien für die Projektwoche, scolix 2021.
- Karin Jefferys-Duden: Das neue Streitschlichterprogramm – Trainingsheft, Persen Verlag 2020.
- Erika Wailzer: Schüler zu Streitschlichtern ausbilden: Arbeitsmaterialien zur Mediation in der Sekundarstufe, Verlag an der Ruhr 2016.
- Geolino: Streitschlichter: Helfen statt wegschauen
- DGUV: Streitschlichtung in Schulen
- Bildungsserver.de: Mediation – Streitschlichtung
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