Praxistipps: Self-Care für Erzieherinnen und Erzieher
Self-Care ist so viel mehr als Meditation, eine Tasse Tee zwischendurch, ein Bad nehmen, einen Spaziergang machen, sich etwas gönnen. Entdecken Sie schnelle und einfache Übungen und kleine Mantras, die Ihnen helfen, die Balance zwischen Ihren Bedürfnissen und Ihrem Alltag zu halten.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Self-Care, was ist das eigentlich?
Kritiker sehen in dem Konzept eine verkaufsfördernde Maßnahme für die Beauty- und Erlebnisindustrie – Gesichtsmasken, Badezusätze, Massagen, Wellness-Reisen, alles wird gerne mit dem Begriff Self-Care vermarktet. Dabei trifft der deutsche Begriff, Selbstfürsorge die eigentliche Absicht dieser Bewegung schon sehr gut. Seien Sie fürsorglich – zu sich selbst! Setzen Sie Grenzen und achten Sie auf sich und Ihre Bedürfnisse. Das hat nichts mit Egoismus oder Wellness-Reisen zu tun, wie manche fälschlicherweise vermuten. Vielmehr geht es bei der Self-Care-Bewegung darum, dass es Menschen, die sich gut um sich selbst kümmern, leichter fällt, sich auch gut um andere Menschen kümmern zu können.
Was kann Self-Care für Erzieherinnen und Erzieher?
Ein achtsamer und fürsorglicher Umgang mit sich selbst kann kurzfristig eine Erleichterung in stressgeladenen Situationen versprechen. Auf lange Sicht kann Ihnen Selbstfürsorge dabei helfen, den Stress gar nicht erst entstehen zu lassen, sondern eine starke emotionale Basis zu schaffen.
Lassen Sie uns allerdings zuerst einen Blick auf die Ausgangssituation für Erzieherinnen und Erzieher werfen:
752.220 … eine große Zahl, die sich hoffentlich in den nächsten Jahren noch erhöhen wird. Es handelt sich hierbei um die Zahl der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen. Dem gegenüber stehen 3.663.344 Kinder, die Stand September 2019 in Kindertageseinrichtungen betreut werden. (Quelle: Statistisches Bundesamt, September 2019)
Der Betreuungsbedarf ist noch immer höher als das Betreuungsangebot und die Arbeitsbelastung in den unterschiedlichen Einrichtungen steigt täglich an. Gerade in den Ballungsgebieten ist der Ansturm auf die Plätze in der Kinderbetreuung so groß, dass unter den Eltern Ängste entstehen, im Bewerbungsprozess unterzugehen. Dieser Stress wird natürlich auch auf die Kindertageseinrichtungen übertragen, die sich diesem Ansturm ausgesetzt sehen.
Nehmen Sie dies als Ausgangssituation, gepaart mit der immer größeren Komplexität in der täglichen Arbeit, ist es nicht verwunderlich, dass die Zufriedenheit und vor allem auch die physische und psychische Gesundheit unter den Fachkräften stetig sinken.
Die Folge ist eine stetige Erhöhung der krankheitsbedingten Fehltage.
„Besonders verbreitet sind Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen in solchen Branchen (z. B. Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht) bzw. Berufen (z. B. Alten- und Krankenpfleger, Erzieher, Sozialarbeiter), die viel mit bzw. am Menschen arbeiten.“
(Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales „Psychische Gesundheit im Betrieb – Arbeitsmedizinische Empfehlung“, Stand April 2019)
Diese beunruhigenden Zahlen und Prognosen gelten natürlich nicht für alle Beschäftigten, doch sollen sie der Anlass zu einem kleinen Exkurs in Sachen Selbstfürsorge und Balance sein.
Lassen Sie uns also mit der wichtigsten Frage anfangen: „Wie geht es Ihnen heute?“
Die Standardantwort auf diese Frage liegt meistens irgendwo zwischen „Super“ und „Es muss“. Lassen Sie uns also direkt hier mit ein paar Tipps beginnen, wie Sie Selbstfürsorge, also Self-Care in Ihren Alltag integrieren.
Self-Care-Tipps für Ihren Alltag
Antworten Sie ehrlich auf die Frage „Wie geht es Ihnen heute?“.
Ein ehrlicher Umgang mit sich selbst und Ihrer Umwelt ermöglicht es Ihren Gesprächspartnern, besser auf Ihre Stimmung und Ihre Bedürfnisse einzugehen. Und auch die Kinder in Ihrer Gruppe profitieren von einem offenen Umgang mit Emotionen jeglicher Art. Die authentische Auseinandersetzung mit der eigenen Stimmung, sei sie positiv oder negativ, ist ein wichtiges Lernziel der Gefühlserziehung.
Genießen Sie Dinge
Bewusstes Genießen – das erleben viele von uns lediglich, wenn sie vorher etwas erledigt, geschafft oder absolviert haben. Leben nach dem Belohnungsprinzip heißt allerdings im Umkehrschluss, dass Sie ein schlechtes Gewissen erzeugen, wenn Sie außerhalb einer vorher erbrachten Leistung etwas Gutes für sich tun. Doch das muss nicht sein. Gönnen Sie sich eine kurze Pause, auch wenn Sie vorher keinen Halbmarathon gelaufen sind:
Planen Sie gemeinsam mit Ihrer Gruppe Entspannungsphasen in Ihren Tag ein. Durch kleine Achtsamkeitsübungen oder autogenes Training werden sich die Kinder ebenfalls eine kurze Pause gönnen, ruhiger werden und neue Kräfte für die nächsten Tagesabschnitte sammeln.
Sie als Fachkraft können aus diesen Momenten ebenfalls Kraft und Ruhe schöpfen.
Sagen Sie Nein
Eigene Grenzen zu setzen hat nichts mit Unhöflichkeit oder Egoismus zu tun. Machen Sie täglichen Energiefressern ein Ende und halten Sie so Ihre Leistungskurve den ganzen Tag über auf einem konstant hohen Niveau. Die scheinbar endlosen Forderungen seitens Eltern, Kollegen, der Leitung Ihrer Einrichtung und dem Träger erfordern eine klare Haltung und ein klares Setzen von Grenzen. Lernen Sie „Nein“ zu sagen und machen Sie so einen weiteren Schritt Richtung Selbstfürsorge.
Das Erkennen und Anerkennen von eigenen Bedürfnissen und Belastungen ist die Basis für einen achtsamen Umgang mit sich selbst.
Machen Sie Termine
Mit sich selbst, oder mit anderen … je nachdem, wonach Ihnen gerade ist. Tragen Sie diese Termine verbindlich in Ihren Kalender ein und nehmen Sie sich die Zeit für sich!
Auch der Austausch mit Gleichgesinnten und ebenfalls „Betroffenen“ ist sinnvoll. Seien es regelmäßige Treffen mit Kollegen aus anderen Einrichtungen oder das Treffen im Internet, um das Finden von Informationen, auch über die eigene Stadtgrenze hinaus, zu gewährleisten. Internetforen und Social Media Plattformen erleichtern das Vernetzen und den Austausch – und dies ist innerhalb einer gewissen Anonymität manchmal sogar ein wenig leichter. Gönnen Sie sich die 5 Minuten zwischendurch – für sich – und besuchen Sie zum Beispiel uns von Betzold Kindergarten auf Instagram, facebook oder verschaffen Sie sich ein wenig Inspiration auf pinterest oder youtube :)
Führen Sie ein Tagebuch
Viele Self-Care-Empfehlungen zielen darauf ab, zu einer Gewohnheit zu werden, die Ihnen täglich oder wöchentlich guttut. Das Aufschreiben von Dingen, die Sie bewegen gehört ebenfalls dazu. Hierbei geht es natürlich nicht darum, Tagebucheinträge zu verfassen, die einen gestandenen Autor vor Neid erblassen lassen. Halten Sie die Einträge kurz und simpel. Am einfachsten ist das mit einer festgelegten Abfolge von Fragen, die Sie regelmäßig für sich beantworten:
- Wie war diese Woche auf einer Skala von 1 – 5?
- Wovon könnte ich nächste Woche mehr gebrauchen?
- Auf was kann ich nächste Woche verzichten?
- Wie kann ich Stress in der nächsten Woche vermeiden?
- Für welche 3 Dinge bin ich in dieser Woche dankbar?
Self-Care für zwischendurch
Öfter mal was Neues! Durchbrechen Sie alte, festgefahrene Angewohnheiten und peppen Sie Ihren Alltag mit kleinen Änderungen auf (so gewinnen Sie vielleicht neue Sichtweisen auf bekannte Dinge): nehmen Sie einen anderen Weg zur Arbeit, probieren Sie ein neues Rezept aus, treffen Sie Entscheidungen mal anders (statt mit dem Kopf – mit dem Bauch und umgekehrt) …. Lassen Sie Raum für Spontaneität und halten Sie so Ihren Geist fit.
Entspannungsübungen/Autogenes Training
Stress erkennen und das bewusste Erleben von konfliktgeladenen Alltagssituationen sind nicht einfach und bedürfen daher eines Ausgleichs. Übungen, die den Geist und den Körper entspannen, sind daher sehr wichtig für einen optimalen Tagesablauf. Das autogene Training ist hierzu eine weit verbreitete und eine anerkannte Methode, um Stress und psychosomatischen Störungen vorzubeugen oder sie sogar zu lindern. Das Autogene Training beruht auf der Erkenntnis, dass man über die Konzentration körperliche Prozesse beeinflussen kann
Zeitbedarf: 1x ca. 20 min am Tag (öfter und länger ist immer erlaubt!)
Materialbedarf: eine bequeme Sitz- oder Liegemöglichkeit, Ruhe (Telefon abstellen, Tür schließen, ...)
Durchführung: Das Autogene Training läuft in sieben Schritten ab. Am besten üben Sie jeden Schritt bis Sie ihn verinnerlicht haben. Erst dann folgt die nächste Übung, die an die vorangegangenen Übungen angehängt wird.
Suchen Sie sich eine bequeme Position und schließen Sie die Augen. Sprechen Sie sich die folgenden Sätze in Ihren Gedanken vor und spüren Sie die Wirkung in Ihrem Körper.
- Ruhe-Übung: „Ich bin ganz ruhig. Die Gedanken ziehen wie Wolken an mir vorbei. Nichts kann mich stören. Ich bin ganz ruhig.“
- Schwere-Übung: „Meine Arme sind ganz schwer. Meine Beine sind ganz schwer. Mein Körper ist ganz schwer.“
- Wärme-Übung: „Meine Arme sind ganz warm. Meine Beine sind ganz warm. Mein Körper ist ganz warm. Die Wärme strömt durch meinen Körper bis in die Haarspitzen“
- Atem-Übung: „Mein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Es atmet ganz von alleine. Es atmet mich.“
- Herz-Übung: „Mein Herz schlägt ruhig, regelmäßig und kräftig. Ich spüre den Herzschlag bis in die Fingerspitzen.“
- Sonnengeflechts-Übung: „Mein Bauch ist ganz warm. Die Wärme strömt in meinen ganzen Körper.“
- Kopf-Übung: „Meine Stirn ist kühl. Mein Kopf ist klar.“
Zum Beenden der Übung atmet man mehrmals tief durch, streckt und rekelt sich und öffnet schließlich die Augen.
Zusätzlich können Sie diese Übung mit positiven Mantras unterstützen, die Sie in den Ablauf einbauen: Ich bin genug! Ich bin hier! Ich behandele mich selbst mit Liebe und Respekt! Finden Sie Ihr persönliches Wohlfühlmantra und wiederholen Sie es gedanklich während des autogenen Trainings.
Wie geht es mir heute?
Nutzen Sie Momente der Ruhe, um sich mit Ihrem eigenen Befinden auseinanderzusetzen. Mit gezielten Fragen können Sie Klarheit zu Fragen schaffen, die Sie im Alltag beschäftigen. Achten Sie auf sich und hören Sie auf sich :)
Trinken Sie viel Wasser
Seien wir ehrlich, wir alle trinken zu wenig. Oft wird das Trinken während eines stressigen Tages vergessen. Aber auch hier greift das Self-Care-Prinzip. Seien Sie fürsorglich und kümmern Sie sich um sich. Die regelmäßige und ausreichende Wasserzufuhr ist wichtig für Körper und Geist. So beugen Sie Konzentrationsstörungen und Müdigkeit vor.
Der Richtwert der täglichen Wassermenge sind übrigens 35 ml pro Kilogramm Körpergewicht.
Eine Studie der TK aus dem Jahr 2019 fand außerdem heraus, dass es Frauen schwerer fällt als Männern, die optimale Wassermenge zu erreichen. Erinnern Sie also nicht nur die Kinder in Ihrer Einrichtung regelmäßig an das Trinken, sondern auch sich selbst.
Nutzen Sie den Jahreswechsel, denken Sie an sich und seien Sie Ihr eigener Lieblingsmensch! :)
sind die Schlüssel zum Menschenherzen.
Giovanni Bosco / Don Bosco (1815 – 1888)
Quellen:
www.kindergartenpaedagogik.de
www.psychologytoday.com
www.bmas.de
https://www.fachkraeftebarometer.de/
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