Das kleine Lexikon der Online-Training-Terminologie
Drobot Dean – stock.adobe.com
Als interessierte und engagierte Online-Trainerin habe ich unterschiedliche Fort- und Weiterbildungen auf diesem Gebiet erfolgreich absolviert, und einiges an Berufs- und Praxiserfahrungen sammeln können. Meiner Meinung nach besteht die Schwierigkeit einer effektiven Kommunikation darin, dass Begriffe oft sehr unterschiedlich interpretiert, verstanden und verwendet werden. Manchmal geschieht das aus Unwissenheit, manchmal aus Unachtsamkeit. Deswegen erfahren Sie in diesem Blogbeitrag mehr über wichtige Begriffe aus dem Bereich „Digitales Lernen“. Falls Sie diese Begriffe anders interpretieren, schreiben Sie mir und diskutieren mit.
Wichtige Begriffe für das Online-Lernen:
- Blended Learning, Hybrid Learning und Flipped Classroom
- Homeschooling
- Webinar
- MOOC
- immersive Technologien
- LMS- und CMS-Systeme
- Break-out-Raum
- Distanzlernen und Fernlernen
- eLearning und mLearning
- WBT (Webbasiertes Training)
- LOT (Live Online Training)
- disruptive Technologien
- Learning Chunk, Learning Nugget oder Micro Learning
- Lernplattform
- Autorentool
- Asynchrones und synchrones Lernen
- Raumrechte
- Chatfunktiom
- Wiki
- Podcast
Sind Blended Learning, Hybrid Learning und Flipped Classroom dasselbe?
Nein, sind sie nicht, obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden.
- Blended Learning ist so konzipiert, dass Onlinelernen das Präsenzlernen vor Ort unterstützt. Alle Lernende nehmen an Präsenzaktivitäten und Onlineaktivitäten teil. Die Präsenz und Onlinekomponenten finden nicht gleichzeitig statt.
- Hybrid Learning ist, was gerade in Zeiten von Corona häufig passiert: Manche Schüler sind im Unterricht in der Schule, andere loggen sich von Zuhause aus ein. Beide Gruppen werden gleichzeitig unterrichtet.
- Flipped Classroom ist eine pädagogische Methode, bei der der Präsenzunterricht anders gestaltet wird. Bestimmte Aufgaben wie Lesen, Videos usw. werden außerhalb des Unterrichts gemacht (oft als Hausaufgabe oder Vorbereitung) und andere, interaktivere Lernaktivitäten und Übungen finden im Unterricht statt (z. B. Rollenspiele, Diskussionen usw.).
Gibt es einen Unterschied zwischen Homeschooling in Deutschland und Homeschooling in Amerika?
Ja, gibt es. In Deutschland wird der Begriff Homeschooling hauptsächlich verwendet, um die schulischen Aktivitäten zu beschreiben, die in Corona-Zeiten von Zuhause aus stattfinden. In vielen anderen Ländern, wie z. B. Amerika, wird der Begriff hauptsächlich verwendet, um eine langanhaltende Lernsituation (unabhängig von Corona) zu beschreiben. Hier gehen Kinder nicht in die Schule, sondern werden von ihren Eltern oder von Elterngruppen zu Hause unterrichtet, wobei die unterrichtenden Eltern bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen. Die Gründe für diese Beschulungsart sind unterschiedlich:
- Eltern, die sich kleinere, individualisierte Lerngruppen wünschen
- die Entfernung zur Schule ist sehr groß
- bestimmte Lerninhalte werden abgelehnt, die in öffentlichen Schulen unterrichtet werden (hauptsächlich Religion oder Evolution)
- Kinder mit Handicaps können besser/anders/überhaupt betreuet werden usw.
Homeschooling nach diesem Vorbild ist in Deutschland untersagt.
Ist ein Webinar interaktiv?
Hier wird es, meiner Meinung nach, etwas kniffelig. Für mich sind Webinare eher nicht interaktiv. Oft nehmen sie die Form eines Online-Seminars (deswegen der Name) an. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten auch, dass diese Art Schulung passiv konsumiert werden kann, sprich, sie hören zu, machen aber nicht viel selbst. Unterschiedliche Erwartungen können hier Probleme mit sich bringen, z. B. wenn die Lehrkraft sich Interaktivität wünscht und erwartet, Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu aber nicht bereit sind. Hier lohnt es sich, die Erwartungen klar und früh in der Veranstaltung abzuklären, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Was bedeutet MOOC?
MOOC steht für „Massive Online Open Course“ (deutsch: riesiger offener Onlinekurs). Diese Schulungsart zielt darauf ab, so viele Leute wie möglich an einer Schulung teilnehmen zu lassen. Oft werden sie international angeboten, meist ohne Anmeldung. Sie sind nicht auf die persönliche Betreuung ausgelegt, sondern auf die Vermittlung von Inhalten an möglichst viele Leute. Sie sind oft preiswert und gut geeignet, wenn man Wissen über ein Thema, aber nicht unbedingt ein Zertifikat benötigt (manchmal ist es möglich, eine Teilnahmebescheinigung zu erhalten).
Was ist mit immersiven Technologien gemeint?
Mit immersiven Technologien (Immersion: Eintauchen) ist VR (Virtual Reality) oder AR (Augmented Reality) gemeint. VR und AR werden eingesetzt, um die Realität komplett oder teilweise darzustellen. Hierzu können unterschiedliche Geräte zum Einsatz kommen wie VR-/AR-Brillen, Smartphones, Tablets, Videospielgeräte usw. Diese Technologien werden eingesetzt, um den Spaßfaktor zu erhöhen (Videospiele) oder für Lernzwecke, v. a. wenn es schwierig ist, es in anderer Form zu visualisieren (z. B. einen Feuerwehreinsatz üben, die Blutbahnen im Körper sehen).
Erfüllen LMS- und CMS-Systeme den gleichen Zweck?
LMS und CMS sind sich ähnlich, aber oft doch nicht dasselbe. LMS bedeutet Learning Management System. Es ist eine Art „Ablageplatz“ für Dokumente und andere Lerninhalte. Zusätzlich beinhaltet es auch die Funktion, das Tracking (Verfolgen) von Lernfortschritten zu ermöglichen. Je nach System, kann das für die Lernenden und Lehrenden oder nur für die Lehrenden sichtbar sein.
CMS bedeutet Content Management System. Ein CMS kann ein Teil von einem LMS sein oder alleine stehen. CMS werden oft verwendet, um Inhalte, Prozesse oder Medien für eine bestimmte Zielgruppe (z. B. eine Schule oder eine Firma) zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich oft eher um ein Organisationstool als ein Tool zur Verfolgung von Fortschritten. Wer sehr viele Inhalte hat, braucht ein System, um alles an einem Ort zu bündeln und gleichzeitig die Möglichkeit, diese Inhalte bei Bedarf wieder leicht zu finden. Bei den Inhalten von CMS und LMS handelt es sich oft um unterschiedliche Dateiformate.
Was genau passiert in einem Break-out-Raum?
In LOT (Live-Online-Training) ist es manchmal hilfreich, die Schülerinnen und Schüler in kleinere Gruppen für Paar- oder Kleingruppen-Arbeiten aufzuteilen. Wenn alle in der gleichen Online-Umgebung wären, wäre es unmöglich, Gespräche zu führen, da keiner etwas verstehen würde. (Im Präsenzunterricht kann man Hintergrundgeräusche besser ausblenden, da man nicht über ein Mikrofon spricht.) Im Onlineunterricht werden Breakout-Räume für diesen Zweck genutzt. So können die einzelnen Personen miteinander sprechen bzw. über Chat schreiben, ohne die anderen zu stören. Wenn die Übung oder Aktivität zu Ende ist, werden sie wieder in den Hauptraum geschickt oder sie wechseln selbstständig, je nach System.
Was versteht man unter Distanzlernen und Fernlernen?
Fernlernen und Distanzlernen drücken aus, dass schulische Aktivitäten nicht in einem Schulgebäude, sondern von einem anderen Ort aus stattfinden. Heutzutage geschieht das meistens mithilfe des Internets, früher war damit oft die Zusendung (auf Papier) von Lernunterlagen gemeint. Wie oben erwähnt, wird hier auch der Begriff „Homeschooling“ verwendet. Hierzu gab es manchmal verpflichtende Präsenzphasen, das variierte aber je nach Programm und Auslegung.
Sind eLearning und mLearning identisch?
Nein, sind sie nicht, obwohl sie verwandt sind. eLearning meint elektronisches Lernen und ist ein Hauptbegriff für viele Lernmöglichkeiten, die auf Elektrizität basieren. mLearning bedeutet mobiles Lernen und ist angelehnt an „Mobile Telephone“ aus dem Englischen. Man kann den Lernstoff über das Handy von überall aus abrufen. Das Lernen ist also „mobil“. Oft wird das Internet dafür verwendet, obwohl es auch Lernmöglichkeiten gibt, die mit dem Smartphone offline genutzt werden können.
Kann ich erwarten, in Realzeit mit jemanden im WBT (Webbasiertes Training) zu sprechen?
Nein, kann ich nicht. Webbasiertes Training nutzt häufig Onlineressourcen, die abgelegt und abrufbar sind, z. B. Lernvideos, Lernmaterialien oder Quizze. WBT ist konzipiert, um Unterstützung für Themen jederzeit abrufbar zu halten, weswegen keine Realtime Betreuung vorhanden ist.
Was unterscheidet LOT (Live Online Training) von andere Formen des Online-Trainings?
Im Gegensatz zum WBT kann ich im LOT (Live-Online-Training) erwarten, in Realzeit zu kommunizieren. Im Gegensatz zu Präsenzschulungen befinden sich Teilnehmer und Lehrkraft nicht im gleichen physischen Raum, sondern im gleichen virtuellen Raum. Das ist meistens durch eine Online-Plattform oder ein Softwaresystem gewährleistet. Guter Online-Unterricht kann allerdings nicht eins zu eins von Präsenzunterricht auf Online-Unterricht übertragen werden.
Was sind disruptive Technologien?
„Disrupt“ bedeutet stören oder unterbrechen. Disruptive Technologien werden so genannt, weil sie bisherige Methoden, Arbeitsweisen oder Prozesse unterbrechen oder stören. Damit meine ich, dass sie Möglichkeiten oder Lösungen mit sich bringen, die frühere Möglichkeiten oder Lösungen nicht hergaben. Z. B. ist Online-Lernen eine disruptive Technologie, weil Unterricht jetzt mit Menschen stattfinden kann, die sich an unterschiedlichen Orten aufhalten. Mit Präsenzunterricht war das nicht möglich.
Was ist mit Learning Chunk, Learning Nugget oder Micro Learning gemeint?
Die Begriffe klingen eher wie Essen, nicht wie Lernbegriffe. Obwohl “chunk”, “nugget” und “micro” tatsächlich auch im Zusammenhang mit Essen verwendet werdet, ist das hier nicht gemeint. Stattdessen bezeichnen sie in diesem Zusammenhang alle eine kleine Größe. Wer diese Wörter sieht, kann erwarten, dass das Lernen „häppchenweise“ oder „portioniert“ (wieder ein Essensbezug!) zu konsumieren ist. In anderen Worten: die Lerninhalte sind klein, leicht verdaulich und können schnell aufgenommen werden.
Was ist eine Lernplattform?
Eine Lernplattform (auch LMS: Learning Management System) ist ein online verfügbares System, das als Tool, Kommunikationsmöglichkeit, Aufbewahrungsort und Organisationssystem von Lernaktivitäten genutzt werden kann. Über eine Lernplattform kann z. B. Kommunikation stattfinden oder Dokumente und Materialien hochgeladen werden. Sie ist die Schnittstelle zwischen Lehrenden oder Bildungsanbietern und Lernenden.
Wann brauche ich ein Autorentool?
Um Inhalte zu erstellen, brauchen manche LMS ein Autorentool. Dieses wird verwendet, um unterschiedliche Lernmaterialien zu erstellen. Ähnlich wie ein Autor einen Computer oder früher eine Schreibmaschine bzw. Papier und Stift benötigte, um eine Geschichte oder ein Buch zu schreiben. Lernende oder Lehrende, die keine Inhalte erstellen, brauchen dies nicht.
Wie passen die Begriffe „asynchron“ und „synchron“ in den Bildungsbereich?
Asynchron bedeutet „nicht gleichzeitig“ oder „zeitlich versetzt“, synchron bedeutet „gleichzeitig“. Die Begriffe werden häufig verwendet, um die Unterrichtsart genauer zu beschreiben. Live-Online-Unterricht ist eine synchrone Schulungsmethode: Schüler und Lehrkräfte kommunizieren zur gleichen Zeit. Auf einer Lernplattform dagegen kann man Fragen stellen oder Kommentare abgeben, die zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet werden. Hierbei handelt es sich um asynchrone Kommunikation.
Wann brauche ich Raumrechte?
Raumrechte regeln, wer etwas in einem virtuellen Raum machen darf. Wenn eine Lehrkraft z. B. etwas präsentieren möchte und will, dass alle Lernenden sich darauf konzentrieren, sollten die Raumrechte so eingestellt sein, dass nur sie präsentieren kann. Nachdem die Lernenden etwas erstellt haben, kann die Lehrkraft die Raumrechte ändern, sodass die Lernenden ihre Ergebnisse den anderen zeigen können. Je nach System können Raumrechte während des Unterrichts nach Bedarf erteilt und verändert werden.
Warum tippe ich, wenn ich die Chatfunktion benutze?
„To chat with someone“ bedeutet, dass man eine kurze Unterhaltung mit jemandem führt. Es können nur ein paar Wörter oder Sätze sein und ist informeller Natur. Eine Chatfunktion wird ebenfalls für diese Art der Unterhaltung verwendet, läuft allerdings schriftlich ab, obwohl die ursprüngliche Bedeutung auf die gesprochene Sprache hindeutet.
Was ist ein Wiki?
Ein Wiki ist eine Online-Sammlung von Informationen über ein Thema. Es ist als Aufbewahrungsort für Informationen zu verstehen, die von verschiedenen Autoren zusammengetragen werden. Die Autoren arbeiten gemeinsam daran, um Informationen festzuhalten und möglichst aktuell und ausführlich zu sein.
Ist ein Podcast auch ein Hörbuch?
Obwohl gewisse Ähnlichkeiten existieren, sind sie nicht identisch. Ein Podcast
- ist meistens online abrufbar,
- ist abonnierbar,
- basiert auf einem Thema pro Podcast,
- wird oft regelmäßig mit wechselnden Themen angeboten (z. B. 1x pro Woche),
- hat eine bestimmte Länge und
- es werden oft aktuelle Themen thematisiert und diskutiert.
- Manche sind nur live zu hören, andere werden aufgenommen und online gestellt.
Hörbücher sind oft länger, basieren auf einem Buch, nicht einem Thema, sind unterschiedlich lang, werden meist nicht live übertragen und erscheinen nicht regelmäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt.
DIGIBIZ: Lernorte für Pädagoginnen und Pädagogen an Schule und Kiga
Online und an unseren digitalen Bildungszentren (DIGIBIZ) in Ellwangen, Berlin und Schaffhausen bieten wir Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher zu digitaler Bildung an. Die Inhalte sind praxisnah und orientieren sich an den gültigen Bildungs- bzw. Lehrplänen.
Das aktuelle Kursprogramm und viele weitere Informationen finden Sie hier.
Sie können auch direkt eine individuelle schulinterne Lehrkräftefortbildung an Ihrem Lernort mit uns vereinbaren. Mindestvoraussetzung sind 6 Teilnehmende.
Schreiben Sie ganz einfach Ihre unverbindliche Anfrage und wir erstellen ein individuelles Angebot: [email protected]
Tipps für ein erfolgreiches Projekt oder gemeinsames Vorhaben
Wie anfangs erwähnt, ist es wichtig, dass alle Gesprächspartner das gleiche Verständnis von den Begriffen haben. Sonst kann es passieren, dass Sie und Ihr Gesprächspartner aneinander vorbeireden und sehr unterschiedliche Auffassungen von dem gleichen Gespräch haben. Deswegen ein paar Tipps, bevor Sie das nächste Projekt angehen:
- Nehmen Sie sich vorab die Zeit, die Begriffe und deren Bedeutung zu klären.
- Einigen Sie sich mit Ihrem Gegenüber, wie die Begriffe in Ihrem Kontext zu verstehen sind.
- Schreiben Sie diese Definitionen auf.
- Bewahren Sie die gemeinsam definierten Beschreibungen an einem Ort auf, zu dem jeder bei Bedarf Zugriff hat.
- Benutzen Sie immer die abgestimmten Begriffe und tauschen Sie diese nicht durch Synonyme aus.
- Falls fremdsprachige Begriffe dabei sind, übersetzen oder erklären Sie diese, sodass diejenigen ohne geeignete Fremdsprachenkenntnisse nicht benachteiligt sind.
Quellen:
youknow: E-Learning Glossar: Die wichtigsten Begriffe
Lecturio:Das E-Learning-Lexikon: Die wichtigsten Begriffe kurz erklärt
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