Verhaltensregeln lernen mit dem KlasseKinderSpiel
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
KlasseKinderSpiel – Der spielerische Weg zu weniger Unterrichtsstörungen in der Volksschule
Der Übergang vom Kindergarten zur Schule stellt sich für viele Kinder als harter Bruch dar: Standen eben noch ihre Gefühle, Erlebnisse und Interessen im Vordergrund, wird nun von Ihnen vorgegeben, was zu tun ist, welche Inhalte behandelt werden und welches Ziel erreicht werden muss.
Dazu kommen schrecklich viele, schwierige Regeln: nicht umherlaufen, erst melden und aufgerufen werden, dann sprechen, siezen statt duzen, lernen statt spielen und „müssen“ statt „dürfen“. Das fällt den kleinen Neuschülern oft sehr schwer.
Aber nicht nur die Schüler haben es schwer ;-)
Wenn Sie in einer Stunde zum zehnten Mal erinnern müssen: „Du weißt doch: Erst melden, dann kannst du die Frage stellen.“ oder „Bitte setz dich wieder hin!“ zerrt das an den Nerven – und das jeden Tag.
Als Lehrerinnen und Lehrer an Volksschulen wissen Sie um die Schwierigkeiten der Schulanfänger und versuchen ihnen so viele Brücken wie möglich zu bauen. Auf der anderen Seite dürfen Sie nicht zu viel Zeit durch Unterrichtsstörungen verlieren.
Um diesen Spagat zu meistern, hat jeder seine Methoden und Vorlieben. Als Ergänzung möchten wir Ihnen das KlasseKinderSpiel vorstellen – es ist unkompliziert in der Umsetzung und hat sich bereits über längere Zeit bewährt.
KlasseKinderSpiel:
Seit 1969 wurden v.a. in den USA, wo das Spiel erfunden und als „Good Behavior Game“ bekannt ist, zahlreiche Studien und Evaluationen durchgeführt.
Die Ergebnisse führten zu einer großen Akzeptanz bei Pädagoginnen und Pädagogen. Das KlasseKinderSpiel eignet sich aber nicht nur für die ganz Kleinen. Die Durchführung macht für Schüler aller Schulformen bis zur sechsten Klasse Sinn. Das Spielprinzip ist einfach: Positives Verhalten während des Unterrichts wird durch Belohnungen gefördert.
In Deutschland sorgten v.a. Clemens Hillenbrand und Kathrin Pütz durch ihre Studien für die Verbreitung der hier als „KlasseKinderSpiel“ bezeichneten Methode.
Mehr dazu finden Sie in der Publikation:
Clemens Hillenbrand/Kathrin Pütz: KlasseKinderSpiel. Spielerisch Verhaltensregeln lernen, Körber-Stiftung, 2008.
Die Spielregeln
1. Bevor es losgeht:
Vielleicht haben Ihre Kolleginnen und Kollegen auch Interesse an der Durchführung des Spiels. Sprechen Sie das Thema am besten an, bevor Sie in Ihrer Klasse damit starten. Je mehr mitmachen, umso besser können Sie Erfahrungen und Tipps austauschen. Ist das Spiel bei einer Klasse einmal eingeführt, können alle weiteren Lehrkräfte einfach einsteigen.
2. Einführung:
Die Spielregeln gestalten Sie gemeinsam mit Ihrer Klasse. Überlegen Sie zusammen, welche Regeln eingehalten werden sollen, damit alle gut lernen können. Drei oder vier Verhaltensrichtlinien reichen vollkommen aus.
Formulieren Sie die Regeln positiv und machen Sie sie für alle sichtbar. In der ersten Klasse helfen bildliche Darstellungen. Wird eine abgesprochene Regel nicht eingehalten, ist das ein „Foul“. Noch mehr Spaß macht die Ausarbeitung des zweiten Schritts: Welche Belohnungen soll der Gewinner erhalten?
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3. Durchführung:
Teilen Sie Ihre Klasse in zwei bis drei Gruppen ein und malen Sie eine Liste für jedes Team an die Tafel (bzw. projizieren diese über Beamer oder OHP), in die Fouls eingetragen werden können.
Um den Überblick über die Gruppen zu behalten, können Sie an die Mannschaften farbige Karten, Bänder oder Wäscheklammern verteilen.
Am Anfang und im Allgemeinen bei Erstklässlern sollte eine Spielphase nicht länger als zehn Minuten dauern. Sind die Schüler geübter, können Sie die Zeit langsam auf bis zu 20 Minuten steigern.
Als visuelle Hilfe für Ihre Schüler eignen sich zur Einschätzung der Spielzeit große Sanduhren, alternativ können Sie eine Eieruhr oder andere Timer verwenden.
Sobald die Zeit startet, geht der Unterricht seinen gewohnten Gang (wobei das Spiel besonders gern während Stillarbeitsphasen eingesetzt wird). Sie sind der aufmerksame, gerechte Schiedsrichter, dem kein Foul entgehen sollte.
Am besten starten Sie das Spiel eher in der ersten Hälfte der Stunde, dann sind die Schüler noch konzentrierter und Sie können den Überblick über die Störungen besser behalten. Nach Ablauf der vereinbarten Zeit gewinnt die Mannschaft mit den wenigsten Fouls. Gibt es einen Gleichstand, werden beide Teams belohnt.
Sonderregel zum alternativen Spielende: Schafft es die gesamte Klasse unter einer bestimmten Summe von Fouls zu bleiben, gewinnen alle gemeinsam.
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Am besten starten Sie das Spiel eher in der ersten Hälfte der Stunde, dann sind die Schüler noch konzentrierter und Sie können den Überblick über die Störungen besser behalten. Nach Ablauf der vereinbarten Zeit gewinnt die Mannschaft mit den wenigsten Fouls. Gibt es einen Gleichstand, werden beide Teams belohnt.
Sonderregel zum alternativen Spielende: Schafft es die gesamte Klasse unter einer bestimmten Summe von Fouls zu bleiben, gewinnen alle gemeinsam.
4. Spielziel:
Die Kinder lernen auf eine spielerische Art Verhaltensregeln kennen und verknüpfen deren Einhaltung mit positiven Erlebnissen. Das Resultat sind weniger Unterrichtsstörungen und mehr Lernzeit.
Zunächst wird dieses Ziel v.a. während der Dauer des Spiels erreicht, je länger es (am besten mehrmals pro Woche) durchgeführt wird, umso deutlicher sollten sich Langzeiteffekte zeigen. Einzelne Schüler haben Erfolgserlebnisse, sind motivierter, schaffen es, aufmerksam dem Unterricht zu folgen und sich dabei selbst zu kontrollieren.
Die Schüler unterstützen sich gegenseitig bei der Einhaltung der Regeln und die Klasse wächst durch gemeinsame Erfolge zusammen.
5. Noch ein letzter Tipp:
Betonen Sie den Spielcharakter und loben Sie die großen und kleinen Erfolge der Schüler. Bei diesem Spiel gibt es nur Gewinner! Die Belohnung des einen Teams darf deshalb nie eine Strafe für die andere Mannschaft sein.
FAQ
Welche Belohnung motiviert meine Schüler?
Schlagen Sie Ihren Schüler vor, kleine Belohnungsheftchen zu führen. Dort können Stempel, Aufkleber oder, wenn Sie selbst kreativ werden möchten, kleine Bildchen gesammelt werden. Andere Klassen bevorzugen Privilegien, wie die Entscheidung über das Abschlusslied, eine Geschichte oder ein Spiel.
Wichtig ist nur: Die Belohnung sollte immer unmittelbar auf das Spiel folgen.
In manchen Klassen erhalten die Gewinner weniger Hausaufgaben. Wir möchten dazu allerdings nicht raten, denn so kann bei den Schülern der Eindruck entstehen, Hausaufgaben seien Strafen und das sollte vermieden werden.
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Kann ich die Spielregeln an verschiedene Unterrichtsphasen anpassen?
Das sollten Sie auf jeden Fall!In Stillarbeitsphasen ist ein anderes Verhalten erwünscht als während der Gruppenarbeit. Diese Sonderformen halten das Spiel spannend und die Schüler lernen Transferleistungen zu erbringen. Gerade diese sind wichtig für die langfristigen Erfolge in der Reduzierung von Störungen.
Für fortgeschrittene Spieler: Kündigen Sie an, irgendwann im Laufe der Stunde das Spiel heimlich zu starten. Zunächst können Sie den Start nach dem ersten Foul offenlegen, später bis zum Spielende damit warten.
Geraten Schüler, denen das Einhalten der Regeln schwer fällt, so nicht ins soziale Aus?
Benennen Sie stets die Gruppe, nie den Schüler, der gefoult hat und tauschen Sie die Spieler der Teams immer wieder, um den Druck von einzelnen Schülern zu nehmen.Das Niveau der Regeln sollte für alle Schüler zu erreichen sein.
Schaffen es Schüler, die eigentlich Probleme mit den Verhaltensregeln haben, sich für zehn Minuten zu konzentrieren, ist das Erfolgserlebnis für sie umso größer. Auch die Mitschüler sehen solche Fortschritte und haben dadurch die Möglichkeit, ihre Wahrnehmung auf Schüler, die häufig den Unterricht und auch sie selbst stören, zu ändern. Damit unterstützt das KlasseKinderSpiel bei der Integration von Schülern. Für manche Schüler ist das Ruhigbleiben als Teil eines kleinen Teams oder Einzelspielers einfacher. Viele entwickeln einen großen Ehrgeiz, immer weniger Fouls eingetragen zu bekommen, und der Druck, die gesamte Gruppe zu belasten, wird aufgehoben. Testen Sie verschiedene Konstellationen.
Das Schöne am KlasseKinderSpiel ist, dass Sie schon nach kurzer Zeit Verbesserungen feststellen werden: Weniger Unterrichtsstörungen, aufmerksamere und motiviertere Schüler.
Was gut für die Kinder ist, ist in diesem Fall auch gut für Sie!
Unterrichtsstörungen sind einer der großen Belastungsfaktoren im Lehrberuf, sie kosten Zeit und Kraft. Mit dem Spiel können Sie Ihre Schüler beim Lernen und Einhalten von Verhaltensregeln unterstützen und von einer reduzierten Anzahl an Unterrichtsstörungen profitieren.
Wenn Sie es nun genau wissen möchten, wie viel störungsfreie Zeit Sie durch das Spiel gewinnen, raten wir Folgendes: Evaluieren Sie die Anzahl der Störungen vor Beginn des Spiels, kurz nach der Einführung und nach einigen Wochen oder Monaten.
Das Spiel ist also nicht nur „Klasse“ für die Kinder, sondern auch ihre Lehrerinnen und Lehrer!
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