Du furzender Blumenkopf – Was tun, wenn Kinder Schimpfworte benutzen?
Schimpfwörter, Fäkalsprache und derbe Flüche üben auf Kinder, gerade in der Phase des Spracherwerbs, eine Faszination, die für viele Erwachsene eine Herausforderung darstellt. Wie gehe ich am besten mit den Kraftausdrücken um, die das Kind von sich gibt? Wie werden das Fluchen und Beleidigungen unter den Kindern im Kindergarten-Alltag von pädagogischen Fachkräften behandelt? Sind alternative Ausdrücke wie „Müffelpups“ und „du Gurke“ wirklich sinnvoll? Fragen und Tipps rund um das Fluchen oder Schimpfen bei Kindern gibt es in diesem Beitrag aus dem Betzold Blog.
Warum verwenden Kinder Schimpfwörter?
In der Phase des Spracherwerbs ahmen Kinder den Sprachgebrauch in ihrer Umgebung wieder. Dies beschränkt sich natürlich nicht nur auf das Zuhause, sondern auch auf andere soziale Bereiche ihres Alltags. Kindergarten, Spielplatz und später auch die Schule sind Orte, an denen unterschiedliche Sprachmuster und variierendes Vokabular kennengelernt werden.
Um den Umgang mit Sprache zu erlernen, müssen Kinder alle Aspekte des sprachlichen Ausdrucks testen. Hierzu gehören auch Kraftausdrücke, Flüche und Beleidigungen. Sprache und soziale Interaktion gehen Hand in Hand. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch provozierende oder verletzende Worte Einzug in den Wortschatz der Kinder halten. Die Reaktion der Gesprächspartner wird von den Kindern aufgenommen und verarbeitet. „Was passiert, wenn ich Scheiße sage?“ Erwachsene sollten also ihre Reaktion auf Schimpfwörter aus dem Kindermund möglichst sensibel und angepasst gestalten.
Wie reagieren Erwachsene am besten, wenn Kinder fluchen?
Die richtige Reaktion auf Kraftausdrücke und Flüche hängt von vielen Faktoren ab. Das oft empfohlene Ignorieren des Schimpfworts ist nicht immer der richtige Weg. Je nach Alter des Kindes, Gesprächssituation, Art der Beleidigung und dem eigenen Umgang mit Schimpfwörtern sollte hier individuell auf die einzelnen Situationen reagiert werden.
Wichtig ist für Erwachsene, ob zu Hause oder in Kindergarten und Kita, die Situation einzuschätzen, in der das Schimpfwort fällt. Schimpft das Kind, um das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit auszudrücken? Dann kann das Wort zunächst ignoriert werden. Flucht das Kind, weil es sich über sich selbst oder andere ärgert, sollten diese Gefühle validiert werden und – je nach Alter des Kindes – im Gespräch mit alternativen Handlungen oder Worten verknüpft werden. Verwendet das Kind Schimpfworte, weil sie einfach lustig klingen, können Erwachsene auf die Bedeutung und die Wirkung des Wortes eingehen. Verletzende Ausdrücke klingen zwar wirklich manchmal lustig (auch dies dürfen Erwachsene zugeben), erzeugen aber beim Beschimpften negative Gefühle. Die Unterscheidung zwischen Fluchen und Beleidigen ist hier ein wichtiger Gesprächspunkt, um die Wirkung von Kraftausdrücken zu erklären. Schimpfe ich vor mich hin? Oder beschimpfe ich eine andere Person?
4 Tipps zum Umgang mit Schimpfwörtern
- Nicht verbieten: Verbote jeglicher Art üben auf viele Kinder eine magische Anziehungskraft aus. Ohne Ausreichende Begründung wird das Verbot als ungerecht empfunden und gerne umgangen. Durch das strikte Verbieten der unerwünschten Ausdrücke wird zudem die emotionale Ausdrucksfähigkeit der Kinder nur eingeschränkt, aber nicht gefördert.
- Auf die Gefühlslage eingehen: Hat das Schimpfwort den aufgebrachten Kindermund erst einmal verlassen, kann das Kind emotional abgeholt werden. Wie fühlt sich das Kind? Wo liegt der Grund für die verbale Entgleisung? Wie können Konflikte oder emotional schwierige Situationen anderes gemeistert werden? Je nach Alter und sozialer Entwicklung des Kindes, ist hier ein Gespräch auf Augenhöhe angebracht. In Kindergarten und Kita können gemeinsam in der Gruppe thematisch passende Bilderbücher oder Rollenspiele in den Alltag eingebaut werden, um eine Sensibilisierung für den Umgang mit verletzender Sprache zu erreichen. Auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit richtigem Streiten hilft den Kindern dabei, ihren Gefühlen besser Ausdruck zu verleihen.
- Bedeutung und Wirkung von Schimpfwörtern erklären: Das laute Ausrufen des Wortes Scheiße, wenn etwas nicht so klappt wie geplant hat eine andere Wirkung als die direkte Beschimpfung einer Person („Du Arschloch“). Auch wenn beide Worte für sich genommen in die Reihe der Kraftausdrücke und Flüche zählen, sind sie doch für sich genommen behandelt werden. Um den eigenen Emotionen Ausdruck zu verleihen, ist auch der schnell ausgestoßene, an niemand gerichtete, Fluch am besten mit dem Aufzeigen von Alternativen („Das ist wirklich ein großer Mist.“) oder dem Ignorieren zu behandeln. Wird dagegen eine Person direkt beschimpft, sollte thematisiert werden, wie sich die betroffene Person fühlt, wenn sie beschimpft wird. Der Zusammenhang von Worten und Wirkung aufzuzeigen, ist einer der wichtigsten Aspekte im Umgang mit kindlichem Fluchen.
- Alternativen aufzeigen: Sprachliche Alternativen sind hier genauso wichtig wie das Aufzeigen von Alternativen Verhaltensweisen. Das gemeinsame tiefe Durchatmen kann hier als Beispiel verwendet werden, um einen Moment der Stille zwischen Frustration und emotionalem Ausbruch zu ermöglichen. Zu den sprachlichen Alternativen, die es den Kindern ermöglichen, ihre starken Gefühle in teils verniedlichter Form auszudrücken, gibt es allerdings auch kritische Stimmen. Zum einen wird durch verfremdete Ausdrücke die reale Sprachwelt und die tiefe der Emotionen nicht umfassend dargestellt. Zum anderen verhindert die reine Verwendung der abgemilderten Formen die kritische Auseinandersetzung mit derben Kraftausdrücken. Trotz allem kann das Spiel mit den Schimpfworten ohne Kraftausdrücke die sprachliche Kreativität fördern und kann – in Maßen angewendet – durchaus eine Taktik im Umgang mit kindlichem Fluchen sein.
Download: Schimpfwort-Generator für Kinder
Alternativen zu den klassischen Schimpfwörtern haben wir auch auf unserem Facebook-Kanal und auf Instagram abgefragt. Hinter den Links gibt es die lustigsten Antworten :)
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