Wie Sie die Feinmotorik von Schülerinnen und Schülern fördern
Wenn dann das Korrigieren regelmäßig dem Entschlüsseln von Hieroglyphen gleicht und jedes Wort enträtselt werden muss, kann zum Einen die Motivation des Korrigierenden schnell flöten gehen, zum anderen fragen sich nicht wenige Lehrerinnen und Lehrer:
Wird die Handschrift der Schülerinnen und Schüler immer schlechter?
Und: Wie kann man Schülerinnen und Schülern helfen, die aufgrund von mangelnden motorischen Fähigkeiten eine – Entschuldigung für den Ausdruck – „Sauklaue“ haben?
Häufig gestellte Fragen zu "Feinmotorik":
Was versteht man unter Feinmotorik?
Der Begriff „Feinmotorik“ umfasst die kleinen, präzisen Bewegungen, die mit den Händen, Fingern, Mund und den Gesichtsmuskeln (der Mimik) durchgeführt werden.
Warum ist Feinmotorik für Schüler so wichtig?
Um einen Stift richtig zu halten, die Kraft beim Schreiben passend zu dosieren und das Ganze auch über eine längere Zeit hinweg, benötigen Schülerinnen und Schüler eine gut ausgeprägte Feinmotorik. Die feinmotorischen Fähigkeiten von Händen und Fingern sind deshalb für das Schreiben besonders wichtig.
Welche Auswirkungen hat eine mangelnde Feinmotorik?
Sind die feinmotorischen Fähigkeiten bei Kindern noch nicht ausreichend ausgebildet, kann längeres Schreiben zu schmerzenden und verkrampften Händen und infolgedessen zu einer unleserlichen Schrift führen.
Verschlechtert sich die Schreib- und Feinmotorik von Schülerinnen und Schülern?
Der Eindruck, den viele haben scheint nicht zu trügen:
In einer Umfrage des Schreibmotorik-Instituts in Heroldsberg und des Deutschen Lehrerverbands von 2015 konstatierten 84% der befragten Lehrerinnen und Lehrer eine Verschlechterung der Feinmotorik und 87% eine Verschlechterung der Schreibmotorik.
Die STEP-Studie ("Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben") wurde für das Schuljahr 2021/2022 neu aufgelegt, um v.a die Auswirkungen der Schulschließungen zu untersuchen.
Im Sekundarbereich sind über die Hälfte der befragten Lehrkräfte (51%) nicht bis gar nicht mit der Entwicklung der Handschrift der Schülerinnen und Schüler zufrieden:
Die Ergebnisse der STEP-Studie zeigen auch, dass es vielen Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen bereits schwerfällt, eine halbe Stunde ohne Beschwerden zu schreiben: Nur 47% ihrer Schülerinnen und Schüler attestierten die befragten Lehrerinnen und Lehrer die Fähigkeit, 30 Minuten ohne Verkrampfung oder Ermüdung der Hand schreiben zu können.
Auffallend ist auch, dass Jungen mehr Probleme damit haben, eine lesbare Handschrift zu entwickeln:
Welches Fördermaterial eignet sich zur Stärkung der hand- und fingermotorischen oder der fußmotorischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler? Wie verbessere ich ihre Grafomotorik? Antworten auf diese Frage finden Sie in der Betzold Beratung: Welches Material zur Förderung der Feinmotorik?
Einfluss auf leserliche Handschriften
Die motorischen Fähigkeiten von Händen und Fingern sind für das Schreiben besonders relevant.
Damit diese Bewegungen so gelingen, wie wir es möchten, ist eine gute visuelle Wahrnehmung wichtig, besonders eine ausgeprägte Hand-Auge-Koordination. Sie ist nötig, um die Lineatur beachten und die Buchstaben formgerecht abbilden zu können.
Außerdem müssen Kinder den Krafteinsatz einschätzen können und die richtige Stifthaltung erlernen.
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Stifthaltung:
Die Haltung des Stifts im Dreipunktgriff ist eine zentrale Voraussetzung dafür, auch über eine längere Zeit hinweg beschwerdefrei zu schreiben. Der Griff sollte weder zu weit oben, noch – was häufiger ist – zu weit unten ansetzen.
Manchen Kindern fehlen die feinmotorischen Fertigkeiten, um den Dreipunktgriff anwenden zu können. In diesem Fall reicht die Arbeit an der richtigen Stifthaltung allein nicht aus: Es müssen die grundlegenden feinmotorischen Fertigkeiten gefördert werden.
Neben der Förderung der Feinmotorik helfen Stifte mit herausgearbeiteten größeren Auflageflächen für die Finger, einer griffigen Oberfläche oder weichen Ummantelungen, den Stift richtig zu fassen. Stifte mit passenden (!) Griffmulden sollten jedoch nur übergangsweise eingesetzt werden, da sie die Stifthaltung auch einengen. -
Körperhaltung:
Auch Schülerinnen und Schüler mit einer schlechten Körperhaltung (die z. B. mit gekrümmten Rücken 5 cm mit dem Kopf über dem Blatt hängen) können nicht entspannt schreiben. Die Schüler sollten deshalb halbwegs gerade sitzen und ihre Unterarme etwa zu zwei Dritteln locker auf dem Tisch auflegen.
Dabei sollte die Schulter entspannt sein. Hier zeigt sich, dass fein- und grobmotorische Fähigkeiten nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Die Voraussetzung, mit geradem Rücken zu sitzen, sind darüber hinaus natürlich Tische und Stühle in den passenden Größen.
Spätestens mit dem Schuleintritt benötigen Kinder ihre feinmotorischen Fähigkeiten, um Buchstaben formgerecht schreiben zu können, zu zeichnen, mit Schere und Kleber umzugehen oder Handarbeiten anzufertigen.
Feinmotorische Fähigkeiten, die frisch eingeschulte Kinder können sollten:
- Knoten und Schleife binden
- Flasche auf- und zudrehen
- Stift anspitzen
- Jacke/Hemd zu- und aufknöpfen
- entlang einer Linie schneiden
- Bilder ausmalen
- ein Blatt genau von Ecke auf Ecke falten
Wichtig ist, dass Lehrkräfte die Schwierigkeiten erkennen. Dann können Schülerinnen und Schüler, die z. B. die genannten Aufgaben noch nicht ganz so gut hinbekommen, mit passenden Übungen und Lernmitteln zur Feinmotorikförderung unterstützt werden :)
Feinmotorik von Schülerinnen und Schülern fördern
Die Feinmotorik der Schülerinnen und Schüler kann durch regelmäßiges Training verbessert werden. Im Unterricht können Sie Anregungen für passende Übungen geben.
Doch Übungsaufgaben während der Unterrichtszeit allein reichen in der Regel nicht aus, um größere Defizite auszugleichen!
Um die fein- und schreibmotorischen Fähigkeiten nachhaltig und wirkungsvoll zu steigern, ist darüber hinaus auch eine Förderung zuhause und ggf. im Rahmen einer ergotherapeutischen Behandlung sinnvoll. Holen Sie die Eltern deshalb unbedingt mit an Bord.
Machen Sie die Förderung der Feinmotorik z. B. zum Thema eines Elternabends:
Besonders Eltern von Grundschulkindern (54%) wünschen sich mehr Informationen und Hinweise zu geeigneten Materialien, um die Feinmotorik ihrer Kinder besser fördern zu können. Dies ergab eine 2016 veröffentlichte Elternbefragung des Schreibmotorik-Instituts in Kooperation mit dem Bundeselternrat.
6 Übungen zur Förderung der Feinmotorik
Wichtig ist, dass die Kinder Freude an den Aufgaben haben und nicht überfordert werden. Durch Misserfolge beim Malen, Basteln und Schreiben sind viele demotiviert und versuchen, die für sie schwierigen feinmotorischen Handlungen zu vermeiden.
Die individuell passenden Übungen sind also gesucht!
1. Schwungübungen
Eigentlich zählen Schwungübungen zur Vorbereitung auf das Schreiben lernen. Graphomotorik und Feinmotorik werden durch das Nachspuren oder dem freihändigen Zeichnen von unterschiedlichen Linienverläufen geschult.
Die Schülerinnen und Schüler trainieren dabei die für das Schreiben wichtige Bewegungsführung und Bewegungsabläufe von Arm und Hand sowie die Hand-Auge-Koordination. Die mit Schwung ausgeführten Bewegungen erleichtern es den Kindern darüber hinaus, den Krafteinsatz richtig zu dosieren.
Doch auch noch später können die Übungen dazu beitragen, das Schriftbild zu verbessern. Gerade, wenn die Schüler noch Probleme mit der Stifthaltung haben oder mit zu viel Druck auf den Stift oder das Papier schreiben, eignen sich die eher spielerischen Aufgaben, den Umgang mit dem Schreibwerkzeug zu üben. Ob die Bewegungsabläufe durch häufige Wiederholungen bereits abgespeichert sind, zeigt sich gut, wenn Sie die Kinder bitten, die Schwungübungen mit geschlossenen Augen „blind“ durchzuführen.
Passende Übungsmaterialien finden Sie im auch Betzold Shop: Graphomotorik-Übungsmaterial
2. Nutzen von Schreibwerkzeug
Durch die Arbeit mit unterschiedlichen Schreibwerkzeugen (verschiedene Stifte, Füller, Kreide, Pinsel, Finger) und Schreibunterlagen (Papier, Tafel, Sand) sammeln die Schülerinnen und Schüler Eindrücke, die eine gute Basis für die Entwicklung der Handschrift bilden.
Besonders das Schreiben und Zeichnen mit dem Finger im Sand sorgt für taktile Reize. Alles, was Sie dafür benötigen, ist eine flache Wanne, die Sie mit feinem Sand füllen sowie Zeichenvorlagen.
Mindestens ebenso wichtig für die Förderung der Feinmotorik und der Hand-Auge-Koordination sind Übungen mit Werkzeugen: Schere, Klebstoff, Prickelnadel, Webrahmen oder Hämmerchen – sehr zu empfehlen ist hier das Hämmerchen-Spiel.
Auch eine Pinzette kann zum Einsatz kommen: Lassen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler z. B. Nüsse, Muggelsteine oder Perlen mit einer Pinzette von einer Schale in eine andere sortieren. Wer das schafft, kann die Übung mit Essstäbchen versuchen.
Das Greifen mit Zeigefinger und Daumen, den sogenannten „Pinzettengriff“, lernen die Kinder leicht mit Hilfe von Wäscheklammern, mit denen sie z. B. Kärtchen an eine im Klassenzimmer gespannte Schnur hängen oder die sie sich gegenseitig von Klammer zu Klammer weiterreichen.
Viele der Materialien und Übungen eignen sich auch für Freiarbeitsphasen und auch im Rahmen von Bewegungspausen können Sie Angebote zur feinmotorischen Schulung für die Kinder schaffen.
3. Malen, Ausmalen und Nachmalen
Beim Malen lernt ein Kind den Umgang mit dem Stift und der Hand-Auge-Koordination. Übertreiben Sie es aber v.a. mit den Ausmalübungen nicht. Manche Schüler sind von dieser Tätigkeit schnell gelangweilt und haben keine Freude dabei. Andere nehmen es zu genau und verbringen den halben Nachmittag damit, alles exakt auszumalen.
4. Kneten und Formen
Beim Formen von Figuren aus Knetmasse oder Ton sehen die Schüler sofort, ob sie ihre Kraft richtig dosiert haben. Beim Formen von Rollen, Kugeln oder Figuren müssen die verschiedensten Finger- und Handbewegungen ausgeführt werden. Die Beweglichkeit der Finger und deren Muskulatur werden trainiert.
5. Fädeln und Fädelspiele
Beim Auffädeln von Perlen sind beide Hände und besonders die Fingerspitzen im Einsatz und die visuelle Wahrnehmung ist gefordert. Da v.a. Jungs weniger an der Herstellung von Ketten interessiert sind, gibt es auch viele andere Fädelspiele.
6. Handarbeit und basteln
Papier falten, Draht biegen, Stapel- und Steckspiele, weben, puzzeln und legen, flechten, knoten oder Kordeln drehen fördern ebenfalls die feinmotorischen Fähigkeiten der Kinder.
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