
Emotionsregulation bei Kindern – Praktische Ansätze für Kindergarten und Kita

Emotionen wahrzunehmen, zu benennen und angemessen auszudrücken, zählt zu den grundlegenden Kompetenzen, die Kinder im Laufe ihrer Entwicklung erwerben. Die Fähigkeit, eigene Gefühle zu steuern, wird als Emotionsregulation bezeichnet. Besonders im Kindergartenalter, in dem soziale Beziehungen intensiver werden und Konflikte häufiger auftreten, ist diese Fähigkeit wichtig für das soziale Miteinander und das Wohlbefinden der Kinder.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Emotionsregulation: Bedeutung und Grundlagen
- Praktische Methoden zur Förderung der Emotionsregulation
- Bewegungsspiele zur Emotionskontrolle
- Achtsamkeitsübungen für Kinder
- Rollenspiele zur Identifikation und Verarbeitung von Gefühlen
- Pädagogische Strategien im Kita-Alltag
- Umgang mit starken Emotionen
- Zusammenarbeit mit Eltern und Sorgeberechtigten
Emotionsregulation: Bedeutung und Grundlagen
Emotionsregulation umfasst verschiedene Prozesse, mit denen Kinder lernen, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen, zu steuern und situationsgerecht auszudrücken. Diese Fähigkeit entwickelt sich in einem Zusammenspiel aus genetischen Voraussetzungen, Beziehungserfahrungen und Umweltfaktoren. Gerade im Kindergarten ist die Förderung dieser Kompetenz von großer Bedeutung, da hier wichtige Grundlagen für den weiteren Umgang mit Emotionen gelegt werden.
Praktische Methoden zur Förderung der Emotionsregulation
Der Alltag in Kindergarten und Kita bietet immer wieder Gelegenheiten, die Emotionsregulation spielerisch zu fördern. So kann situationsbezogen jedes Kind abgeholt und in seiner emotionalen Entwicklung gefördert werden.
Bewegungsspiele zur Emotionskontrolle
Spiele wie der klassische Stopptanz fördern Impulskontrolle und Aufmerksamkeit. Durch das plötzliche Anhalten der Musik wird die Fähigkeit trainiert, sich selbst kurzfristig zu regulieren. Auch die sogenannte Gefühlsreise, bei der Kinder sich passend zu verschiedenen Gefühlen bewegen (z. B. stampfen bei Wut, schleichen bei Traurigkeit, hüpfen bei Freude), verbindet Bewegung und emotionale Wahrnehmung. Anschließend kann besprochen werden, wie sich die Bewegungen angefühlt haben.
Achtsamkeitsübungen für Kinder
Einfache Atemübungen wie die Ballonatmung oder die Hand-Atmung unterstützen Kinder dabei, zur Ruhe zu kommen. Bei der Ballonatmung wird tief durch die Nase eingeatmet und langsam durch den Mund ausgeatmet, als würde ein großer Ballon aufgeblasen. Die Hand-Atmung verbindet Atemtechnik mit einer taktilen Komponente: Entlang der Fingerkonturen wird ein- und ausgeatmet, was zusätzlich beruhigend wirkt.
Rollenspiele zur Identifikation und Verarbeitung von Gefühlen
In Rollenspielen lassen sich alltägliche Konflikte und emotionale Situationen nachstellen. Indem Kinder in unterschiedliche Rollen schlüpfen, erleben sie, wie es sich anfühlt, traurig, wütend oder frustriert zu sein. Nach dem Spiel können gemeinsam Lösungswege erarbeitet werden, um mit diesen Emotionen umzugehen.
Pädagogische Strategien im Kita-Alltag
Neben spielerischen Methoden tragen auch gezielte pädagogische Strategien zur Förderung der Emotionsregulation bei:
- Vorbildfunktion: Erwachsene im Kindergartenalltag sind wichtige emotionale Wegweiser. Indem Gefühle offen benannt und angemessen ausgedrückt werden, erhalten Kinder Orientierung im Umgang mit den eigenen Emotionen.
- Visuelle Hilfsmittel: Materialien wie Emotionskarten oder Gefühlsbarometer machen Gefühle sichtbar. Kinder können beispielsweise täglich auswählen, wie sie sich fühlen, und so lernen, ihre Emotionen zu benennen. Dies fördert die Selbstwahrnehmung und bietet Anlässe für Gespräche.
- Bücher und Gespräche: Geschichten und Bücher, die sich mit Gefühlen beschäftigen, bieten einen guten Einstieg in das Thema. Titel wie „Das Farbenmonster“ helfen, Emotionen zu benennen und zu verstehen. Ergänzend können regelmäßige Gesprächsrunden im Alltag Raum für den Austausch über Gefühle schaffen.
Umgang mit starken Emotionen
Wut, Frustration oder Traurigkeit gehören zum Alltag von Kindergartenkindern. Strategien zur Deeskalation und Unterstützung sind hier essenziell:
- Rückzugsorte: Ruhige Ecken oder „Gefühlsinseln“ im Gruppenraum bieten Kindern die Möglichkeit, sich bei Überforderung zurückzuziehen. Hier können sie sich entspannen und ihre Gefühle in einem geschützten Rahmen ordnen.
- Entspannungstechniken: Fantasiereisen oder gezielte Atemübungen helfen dabei, Stress abzubauen. Auch einfache Materialien wie Stressbälle oder Klangschalen können eingesetzt werden, um Kindern Entspannungsmöglichkeiten anzubieten.
Zusammenarbeit mit Eltern
Eine erfolgreiche Förderung der Emotionsregulation profitiert von einer engen Zusammenarbeit zwischen Kita und Elternhaus. Elternabende oder Informationsmaterialien, die Tipps zur Unterstützung der Emotionsregulation zu Hause enthalten, stärken den Transfer der Strategien in den Alltag.
Unterstützung der Emotionsregulation zu Hause
- Emotionen benennen: Helfen Sie Ihrem Kind, Gefühle in Worte zu fassen („Du bist wütend, weil...“).
- Rituale schaffen: Feste Abläufe, z. B. Entspannungszeit vor dem Schlafen.
- Gefühlsbarometer für Zuhause: Nutzen Sie einfache Visualisierungen, um täglich über Gefühle zu sprechen.
- Gemeinsam entspannen: Atemübungen, Fantasiereisen oder ruhige Spiele integrieren.
- Vorbild sein: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie Sie selbst mit Stress oder Wut umgehen.
Eine gut ausgebildete Emotionsregulation legt den Grundstein für soziale Kompetenz, Konfliktfähigkeit und eine erfolgreiche Bewältigung von Herausforderungen – wichtige Voraussetzungen für den weiteren Bildungsweg.
Quellen:
- Gross, J. J. (Hrsg.). (2014). Handbook of Emotion Regulation. Guilford Press.
- Lohaus, A., & Vierhaus, M. (2015). Emotionale Entwicklung in Kindheit und Jugend. Kohlhammer Verlag.
- Petermann, F., & Wiedebusch, S. (2013). Training emotionaler Kompetenzen für Kinder im Kindergartenalter. Hogrefe Verlag.
- Papilio-Programm zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenz
- Kindergesundheit-info: Emotionale Entwicklung des Kindes
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