Die Eingewöhnung in Kindergarten und Kita: Berliner und Münchener Modell
Die Eingewöhnung eines Kindes von der familiären Betreuung in die Fremdbetreuung in Kindergarten oder Kita ist für alle Beteiligten spannend, anstrengend, herausfordernd und kann sogar Stress auslösen.
Doch nirgendwo hatte der vielzitierte Autor Hermann Hesse mehr Recht als mit seinen unvergessenen Worten:
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (…)“
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Häufig gestellte Fragen
- Warum eigentlich eingewöhnen?
- Eingewöhnung und Wiedereingewöhnung nach Schließungszeiten
- Das Berliner Eingewöhnungsmodell
- Das Münchener Eingewöhnungsmodell
- Was tun, wenn die Eingewöhnung nicht klappt?
- Zeichen, dass ein Kind in der Einrichtung angekommen ist
- Elternarbeit als wichtiger Faktor in der Eingewöhnung
Häufig gestellte Fragen
Wie viele Eingewöhnungsmodelle für den Kindergarten gibt es?
Es gibt 2 gängige Modelle der Eingewöhnung für Kindergarten und Kita in Deutschland: das Berliner Modell und das Münchener Modell. Während es abgewandelte, auf die Bedürfnisse der Kinder und Einrichtungen zugeschnittene Varianten gibt, werden die unterschiedlichen Phasen der beiden genannten Modelle in den meisten Fällen situationsabhängig eingehalten.
Was ist der Unterschied zwischen Münchener und Berliner Eingewöhnungsmodell?
Beide Modelle gliedern sich in 5 Phasen. Berliner Modell: Information, Grundphase, 1. Trennungsversuch, Stabilisierung, Schlussphase. Münchener Modell: Vorbereitung, Kennenlernen, Sicherheitsphase, Vertrauensphase, Auswertungsphase. Der Unterschied zwischen beiden Modellen liegt in dem Blick auf das Kind während der Eingewöhnung. Im Münchener Modell ist das Kind aktiver Treiber des Eingewöhnungsprozesses – das Kind „gewöhnt sich ein“. Im Berliner Modell wird das Kind eher als passiver Bestandteil des Prozesses gesehen – das Kind „wird eingewöhnt“.
Was passiert während der Eingewöhnung in Kindergarten und Kita?
Der Fokus liegt während dieser Transition – also dem Wechsel von der Betreuung zu Hause hin zur Betreuung in einer Kindertageseinrichtung – auf einem bedürfnisorientierten Umgang mit den Emotionen der Kinder. Die Kinder werden mit den Abläufen, ErzieherInnen und Kindern in der Einrichtung vertraut gemacht. Die Bindung zwischen pädagogischer Fachkraft und Kind entwickelt sich während der Eingewöhnung langsam und bildet die Basis für die weitere pädagogische Arbeit.
Wie lange dauert die Eingewöhnung?
Die Dauer der Eingewöhnung kann – egal ob es sich dabei um das Berliner Modell oder um das Münchener Modell handelt – variieren. In der Regel kann von ca. 2 bis 4 Wochen ausgegangen werden. Da die Eingewöhnung ganz nach den Bedürfnissen der Kinder gestaltet wird, kann hier jedoch schwer eine allgemeine Aussage getroffen werden.
Was brauchen Kinder während der Eingewöhnung?
Die Eingewöhnung ist für Kinder und auch Sorgeberechtigte ein höchst emotionaler Prozess. Kinder benötigen, neben den gängigen, Sicherheit gebenden Übergangsobjekten wie Schnuller oder Kuscheltier, starke Sorgeberechtigte, die das zeitlich begrenzte Loslassen der Kinder aktiv mit unterstützen. Die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Eingewöhnung sind aber sicher Zeit und Geduld – eine schnelle, erzwungene Eingewöhnung unter Druck kann sich negativ auf die Bindung auswirken und widerspricht dem pädagogischen Grundsatz der bekannten Eingewöhnungsmodelle.
Warum eigentlich eingewöhnen?
Zwischen den Kindern, den pädagogischen Fachkräften und den Eltern soll in der Zeit der Eingewöhnung Vertrauen geschaffen werden und eine Beziehung aufgebaut werden. Der Weg der Eingewöhnung eines Kindes von der familiären Betreuung des Kleinkindes hin zur Fremdbetreuung sollte heute in allen Fällen individuell abgestimmt werden. Das Kind steht im Mittelpunkt des Eingewöhnungsprozesses.
Auch wenn die Eltern sicherlich ebenfalls eine starke Veränderung durchmachen und keineswegs damit allein gelassen werden sollten. Bedenken Sie also bei der Eingewöhnungszeit immer auch die Bezugspersonen aus der Familie, die durch Gespräche und Beratung durch die Erzieherinnen und Erzieher ebenfalls einen sicheren Hafen benötigen.
Für die Eingewöhnung werden in der Regel zwei anerkannte und in der Praxis bewährte Modelle verwendet: das Berliner Modell und das Münchener Modell.
Beide Modelle gliedern sich in unterschiedliche Phasen, die sich am Fortschritt des Prozesses orientieren. Die Phasen können in ihrer Dauer variieren, da die Länge der einzelnen Abschnitte an den Reaktionen und Verhaltensweisen des Kindes ausgerichtet werden.
Pro Eingewöhnungsphase in Ihrer Einrichtung sollten nicht mehr als 2 Kinder parallel durch diesen Prozess laufen.
Das Berliner Modell steht in der Kritik, da es das Kind als passive – einzugewöhnende Einheit darstellt. Das Münchner Modell unterscheidet sich dahingehend, dass das Kind nicht eingewöhnt wird, sondern sich sozusagen mit Hilfe der anderen Kinder in der Gruppe selbst eingewöhnt.
Die veränderte Sichtweise auf die Rolle des Kindes bei der Eingewöhnung – auf der einen Seite passiv und auf der anderen Seite aktiv – bildet also den großen Unterschied zwischen den beiden Ansätzen.
Was die Modelle gemeinsam haben, ist die vertraute Bezugsperson, die als sicherer Hafen die ersten Tage im Kindergarten begleitet. Mutter oder Vater bilden durch ihre, im Berliner Modell zurückhaltende, Präsenz eine Anlaufstelle für das Kind. Durch eine positive Einstellung wird auch dem Kind die Umstellung der Betreuungssituation erleichtert. Schwierig wird es, wenn Eltern als Vorbereitung die Zeit in Kindergarten oder Krippe unrealistisch in die Höhe heben und loben, so dass bei dem einzugewöhnenden Kind eine überhöhte Erwartungshaltung entsteht, die im Alltag nicht erfüllt werden kann.
Beide Modelle basieren weitgehend auf der Forschung von Prof. Dr. Kuno Emanuel Beller (1919 - 2010), der das Berliner Modell der Kleinkindpädagogik entwickelte und das Institut für Kleinkindpädagogik an der Freien Universität Berlin aufbaute. Außer dem bekannten Berliner Modell wird die von ihm entwickelte Entwicklungstabelle bis heute in vielen Einrichtungen verwendet.
Eingewöhnung und Wiedereingewöhnung nach Schließungszeiten
Nach längeren Schließungszeiten in Kindergarten und Kita während der Corona-Krise, ist für Neuankömmlinge in der Gruppe natürlich auch eine bedürfnisorientierte Eingewöhnung notwendig, die eine Bindung zwischen Kind und Einrichtung ermöglicht. Aber auch für Kinder, die die jeweilige Kindertagesstätte bereits besucht haben, kann eine Wiedereingewöhnung Sinn machen, um nach den ungewöhnlichen vergangenen Wochen Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln.
Ersteingewöhnung während der Corona-Krise
Wichtig ist hier, dass bei der Durchführung der ersten Schritte in der Eingewöhnung keine anderen Kinder oder andere Eltern anwesend sind. Die ersten Gespräche zwischen Sorgeberechtigten und Erzieherinnen oder Erziehern sollten telefonisch erfolgen. Der Prozess der Eingewöhnung wird in einem separaten Raum gestartet, wenn kein anderes Kind in der Notbetreuung anwesend ist, oder nach den Betreuungszeiten der Notbetreuung. Die Kinder und auch die Eltern sind zu schützen und das Unterbrechen der Infektionsketten hat höchste Priorität. Sind die ersten Trennungsversuche erfolgreich, wird die schrittweise Eingewöhnung in der Gruppe gestartet. Auch dieser Schritt erfolgt stundenweise und nur mit der jeweiligen Bezugserzieherin / dem Bezugserzieher.
Wiedereingewöhnung
Von Kindern, die bereits Erfahrungen in dem jweiligen Kindergarten oder der Kita gesammelt haben, wird erwartet, dass sie sich bei einem Neustart nach Schließungszeiten leichter tun. Dies muss allerdings nicht der Fall sein. Daher ist es wichtig, auch die Kinder zu unterstützen, die nur zögerlich wieder in den Kita-Alltag einsteigen. Zeit ist hier der wichtigste Faktor. Auch wenn die Eltern nach der Zeit der geschlossenen Kindergärten bedacht darauf sind, schnell wieder in ihr Büro / zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen, darf ein schnelles Abliefern an der Tür des Kindergartens im Sinne der Kinder nicht passieren. Je nach Kind und emotionaler Verfassung sollten sich die Sorgebrechtigten Zeit nehmen, um die neue Situation bestmöglich zu meistern. Für die Kinder ist das Ankommen im zuvor gewohnten Alltag wichtig und den Eltern sollte vermittelt werden, dass in den ersten Tagen des Wiedereinstiegs in den Kindergartenalltag kein Stress aufkommen sollte. Zeitdruck und Drängen können auch auf die Wiedereingewöhnung negative Auswirkungen haben.
Für die Wiedereingewöhnung
- Laden Sie die Eltern ein, bei Spaziergängen an der Kita vorbeizulaufen. Ein kurzes Winken oder ein Gespräch können Erinnerungen hervorholen, die den Kindern den Wiedereinstieg erleichtern.
- Bereiten Sie die Kinder auf den bewährten Kommunikationswegen (Telefonate, Videochats, Briefe, persönliche Gespräche) auf die bevorstehende Öffnung der Kitas vor. Gemeinsam mit den Sorgeberechtigten erzeugen Sie so eine positive Einstellung auf die bevorstehenden Änderungen.
- Gerade in den ersten Tagen nach der erneuten Ankunft in den Einrichtungen benötigen die Kinder Zeit, um die Rituale und Regeln in Kindergarten und Kita wieder zu verinnerlichen und zu akzeptieren. Lassen Sie die Kinder langsam ankommen und fördern Sie das Erzählen und den Austausch über die Schließungszeit.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell
Grundlegende Gedanken zum Berliner Modell:
Kinder sollen langsam an die neue Umgebung des Kindergartens herangeführt werden. Ein einfaches Abgeben und zeitlich begrenztes Verlassen des Kindes, wie es früher üblich war, können zu Schädigungen des Bindungsverhaltens und der Entwicklung führen. Anhand dieser Grundlagen wurde das Berliner Modell nach infans (Institut für angewandte Sozialisationsforschung/frühe Kindheit e.V.) entwickelt.
Das Kind wird nun also von einer vertrauten Person, zu der es eine enge Bindung hat, in den ersten Tagen in der neuen Umgebung begleitet. Dies mindert Stress und das Kind kann in einer sicheren Umgebung langsam Vertrauen und Bindung zur Bezugserzieherin, zum Bezugserzieher, aufbauen. Kind, Bezugsperson und Erzieher oder Erzieherin bilden hier ein Beziehungsdreieck, bei dem es das Ziel ist, zwischen Kind und Erzieher und zwischen Bezugsperson und Erzieher eine Beziehung herzustellen, die eine enge Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ermöglicht.
Machen Sie bei dem ersten Besuch der Familie ein Foto von dem einzugewöhnenden Kind. Dieses drucken Sie auf einen Begrüßungsbrief, den Sie der Familie zukommen lassen. Beschreiben Sie in diesem Brief das erste Treffen mit dem Kind und Kleinigkeiten, die Ihnen aufgefallen sind (Interesse an einem bestimmten Spielzeug etc.). Dieser Brief fungiert als Einladung zur Kennenlern- oder Grundphase.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell ist in 5 Phasen eingeteilt:
- Information der Eltern
Erstes Gespräch mit den Eltern. Kennenlernen und Austausch wichtiger Informationen zu Kind (Interessen, Allergien, weitere Themen) und Einrichtung (Konzept, Ablauf etc.).
- Grundphase
Diese dauert ca. 3 Tage. An diesen Tagen kommt die Bezugsperson mit in die Einrichtung und begleitet das einzugewöhnende Kind durch den (verkürzten) Tag. In der Grundphase sollte das Kind für 2 – 3 Stunden pro Tag in der Gruppe sein, um diese kennenzulernen. Die Erzieherin nähert sich dem Kind langsam und fordert es aktiv zum Spielen auf und dazu, die neue Umgebung zu erkunden. Für kleinere Kinder (U3) kann ein Schnuffeltuch oder ein Stofftier von zu Hause als Übergangsobjekt den Transitionsprozess erleichtern. Der begleitende Elternteil bleibt während dieser Phase passiv.
- Erster Trennungsversuch
Der erste Trennungsversuch zwischen Bezugsperson und Kind wird in der Regel am 4. Tag vollzogen. Beachten Sie allerdings, dass Trennungsversuche niemals an einem Montag passieren sollten – da zuerst die Unterbrechung durch das Wochenende wieder aufgeholt werden muss. Die Bezugsperson verlässt nun, nach einer Verabschiedung kurz den Raum. Jetzt wird die Reaktion des Kindes abgewartet. Kann es von der Fachkraft beruhigt werden? Oder ist es untröstlich? Die Verhaltensweise des Kindes wird hier genau beobachtet. Bei einer schnellen Beruhigung kann die Bezugsperson den Raum für ungefähr 30 Minuten verlassen, um dann zurückzukehren. Lässt sich das Kind nicht von der Fachkraft beruhigen und trösten, sollte ein erneuter Trennungsversuch erst nach weiteren 3 Tagen stattfinden.
- Stabilisierungsphase
In dieser Phase werden die pflegerische Tätigkeiten, wie das Wickeln oder das Füttern zunehmend von der Erzieherin, dem Erzieher übernommen. Bei Ganztagseinrichtungen kann in der Stabilisierungsphase damit begonnen werden, das Kind an den Mittagsschlaf in der Einrichtung zu gewöhnen. Die Stabilisierungsphase ist erfolgreich, wenn alle Routinetätigkeiten im Laufe diese Phase mindestens einmal zusammen mit der Mutter oder dem Vater des Kindes praktiziert wurden.
- Schlussphase
Jetzt ist das Kind in der Einrichtung nicht mehr auf seine familiäre Bezugsperson angewiesen. Mutter oder Vater sind nicht mehr anwesend, aber jederzeit erreichbar und in Notfällen schnell zur Stelle. Das Kind hat die Fachkraft als sicheren Hafen angenommen und lässt sich von dieser schnell trösten.
In der Schlussphase dreht sich für das Kind alles darum, die Abläufe und Strukturen in der Einrichtung zu seinen eigenen zu machen. Grenzen und Regeln werden getestet und Kontakte intensiviert.
Als abgeschlossen gilt die Eingewöhnung, wenn das Kind die Einrichtung gerne besucht und sich an den täglichen Aktivitäten beteiligt, soziale Kontakte knüpft und sich trösten lässt.
Für die Eingewöhnung nach dem Berliner Modell sollten ca. 2 bis 4 Wochen eingeplant werden.
Kritik am Berliner Modell:
Zwei große Kritikpunkte am Berliner Eingewöhnungsmodell sind a) die Darstellung des Kindes als hilfloses Wesen, dass seine Trennungsangst nicht bewältigen kann und b) die passive Rolle der Bezugsperson, die im Widerspruch zur bisherigen Lebenswelt von Bezugsperson und Kind steht – beide haben bisher gemeinsam aktiv neue Situationen erkundet.
Das Münchener Eingewöhnungsmodell
Grundlegende Gedanken zum Münchener Modell:
Zeitlich nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell entstanden, basiert das Münchener Eingewöhnungsmodell auf Erkenntnissen der Transitionsforschung – in der untersucht wird, wie Menschen Übergänge in ihrem Leben meistern und erleben. Die Widerstandskraft, also Resilienz gegenüber psychischem Stress in diesen Sitationen hängt stark von den ersten Erfahrungen mit wichtigen Veränderungen ab.
Im Münchener Eingewöhnungsmodell wird, im Gegensatz zur Berliner Variante, das Kind als kompetente Einheit mit einem reichen Schatz an Kompetenzen im Eingewöhnungsprozess wahrgenommen. Außerdem verlagert sich der aktive Teil der Eingewöhnung von der Erzieherin, dem Erzieher, auf die Bezugsperson und auf die Kinder, die schon seit längerer Zeit die Einrichtung besuchen.
Fragen, die zu Beginn der Vorbereitungsphase in beiden Eingewöhnungsmodellen geklärt werden sollten:
- Wie nimmt das Kind Kontakt zu seiner Umwelt auf?
- Welche Interessen hat das Kind?
- Wie zeigt das Kind, was es beschäftigt?
- Wie verschafft es sich Zugang zu neuen Erlebniswelten?
- Was wird benötigt, damit das Kind sich wohlfühlt?
Das Münchener Modell gliedert sich ebenfalls in 5 Phasen
- Vorbereitungsphase
Der erste ausführliche Kontakt zwischen Eltern und der Einrichtung findet in dieser Phase statt. Der Fokus dieser Phase liegt darauf, die Bedürfnisse und die bisherigen Abläufe des Kindes kennenzulernen.
- Kennenlernphase
Hier begleitet die Bezugsperson das Kind in die Gruppe und beide erleben gemeinsam für mehrere Stunden die neue Umgebung und den neuen Ablauf. Die Fachkraft hält sich in dieser Phase im Hintergrund. Viel mehr stehen die anderen Kinder der Gruppe im Mittelpunkt und laden das neue Kind ein, sich an den gemeinsamen Aktivitäten zu beteiligen. Auch hierzu dient die Kennenlernphase: die Kinder, die bereits vorher in der Gruppe waren, nutzen die Kennenlernphase ebenfalls, um das neue Kind zu beschnuppern. Das Beobachten und Erleben der Abläufe ist ein essentieller Teil dieser Phase. Durch das Erforschen der neuen Umgebung mit allen Sinnen, mit einer vertrauten Bezugsperson und Gleichaltrigen – also Peers – kommt dem einzugewöhnenden Kind eine aktive und selbstbestimmte Rolle zu.
- Sicherheitsphase
In dieser Phase bleibt die Bezugsperson weiterhin mit dem Kind gemeinsam in der Gruppe. Allerdings wird die Fachkraft nun in pflegerische Tätigkeiten mit einbezogen und übernimmt so ganz langsam das Wickeln, Füttern und auch das Trösten von der Bezugsperson. Nach der ersten Kennenlernphase kann die Erzieherin, der Erzieher nun aktiv auf das Kind zugehen Spielangebote machen, die sich an den Vorlieben des Kindes orientieren.
- Vertrauensphase
Durch die entstandene Routine der vergangenen 2 Wochen, kann sich das Kind nun langsam mit Vertrauen dem täglichen Ablauf öffnen. Dies bedeutet, dass die Bezugsperson sich zurücknimmt und den Raum für die Fachkraft öffnet. Die Gemeinschaft der Gruppe wird von dem Kind anerkannt und ein Abschied in dieser Phase wird durch das lange etablieren der Abläufe und Strukturen in der Einrichtung vom Kind nicht als Vertrauensbruch empfunden. Wichtig ist in dieser Phase, dass bei einem Abschied von der Bezugsperson heftige Gefühle zugelassen werden um dem Kind die Möglichkeit zu geben, mit ebendiesen Gefühlen authentisch umzugehen.
- Auswertungsphase
Hier wird in einem Abschlussgespräch der Eingewöhnungsprozess reflektiert. Erkenntnisse für Einrichtung und Eltern werden gesammelt und für den weiteren Entwicklungsweg des Kindes vermerkt.
Der authentische Umgang mit Gefühlen äußert sich nicht immer in der lautstarken Äußerung von Emotionen. Wie die Wiener Krippenstudie aus dem Jahr 2007 belegt, sind es oft auch die leisen, vermeintlich gut eingewöhnten Kinder, die im Stillen leiden und durch ihr leises, zurückhaltendes Wesen als voll integriert gelten. Hier ist es an Ihnen als pädagogische Fachkraft, diese Stillen Kinder auf ihrem Weg zu unterstützen und potenzielle Bindungsprobleme früh zu erkennen.
Weitere Informationen finden Sie hier
Was tun, wenn die Eingewöhnung nicht klappt?
Sollte auch nach einer verlängerten Eingewöhnungsphase keine merkliche Verbesserung an der Situation des Kindes erkennbar sein, ist es an der Zeit, die Eltern um ein Gespräch zu bitten. Suchen Sie gemeinsam nach möglichen Gründen für die Stresssituation des Kindes. Sollte auch dieses Gespräch keinerlei Lösung bieten, wird in der einschlägigen Fachliteratur ein Verschieben des Kindergartenstarts empfohlen. Geben Sie dem Kind gemeinsam ein wenig mehr Zeit, um die Transition wirklich zu wollen.
Einige Tage nach dem gescheiterten Trennungsversuch kann in beiden Modellen ein erneuter Anlauf unternommen werden.
Wann ist ein Kind in der Einrichtung angekommen?
Zeichen des Angekommenseins können sein:
- Auch ohne Bezugsperson wird die Umwelt erkundet.
- Das Kind nutzt seine bevorzugten Kommunikationswege und bringt so auch positive Stimmung zum Ausdruck.
- Kommunikation passiert nicht nur mit der Bezugsperson, sondern auch mit den Fachkräften und mit den anderen Kindern
- Zielgerichtete Aktivitäten und die Bereitschaft bei gemeinsamen Aktivitäten mitzumachen, gehören zum Tagesablauf des Kindes
- Auch bei Situationen wie dem Wickeln oder Anziehen hilft das Kind der Erzieherin, dem Erzieher
- Der morgendliche Weg zum Kindergarten ist für alle Beteiligten nicht mit Zwang und Tränen verbunden – das Kind geht gerne in den Kindergarten, in die Kita.
Elternarbeit als wichtiger Faktor der Eingewöhnung
In beiden Modellen sind die Eltern oder Bezugsperson ein wichtiger Faktor, der zum Gelingen des Prozesses beiträgt.
Eventuelle Unsicherheiten seitens der Eltern übertragen sich auf das Kind und erschweren diesem den Zugang in die neue Lebensphase. Nehmen Sie die Eltern mit auf dem Weg durch den Transitionsprozess und seien Sie als Fachkraft der sichere Hafen für die Eltern.
Diese Unterstützung kann auf unterschiedliche Arten passieren:
- Ein persönliches Gespräch, in dem Sie die Bezugsperson als Experten für das Kind anerkennen und dies auch zum Ausdruck bringen – dies bietet sich an, wenn Eltern die Erzieherin, den Erzieher, als Konkurrenz zur eigenen Beziehung zu dem Kind sehen. Durch ein solches Gespräch nehmen Sie Ihr Gegenüber wahr und schaffen Vertrauen.
- Geben Sie den Eltern in diesem Gespräch ebenfalls die Möglichkeit über ambivalente Gefühle bezüglich der Eingewöhnung zu sprechen. Eltern wandeln in diesem Prozess oft zwischen dem Stolz auf ihr nun schon großes Kind und der Angst vor Veränderungen.
- Fördern Sie den Austausch unter den Eltern – nutzen Sie Gelegenheiten, Eltern einander vorzustellen und Gemeinsamkeiten anzubringen. Der Austausch unter den Eltern erleichtert es den neuen Eltern, von der Erfahrung der erfahrenen Eltern von Kindergartenkindern zu profitieren.
Ziel der Elternarbeit ist es, eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft anzustreben, bei der das Wohlbefinden des Kindes im Mittelpunkt steht. Egal, ob Sie das Berliner Eingewöhnungsmodell, das Münchener Eingewöhnungsmodell oder eine freie Form anwenden, die sich an eines der bekannten Modelle anlehnt – die offene Kommunikation und das Konzept des sicheren Hafens sind die wichtigsten Bausteine einer erfolgreichen Eingewöhnung.
Die Eingewöhnung in der Peer-Gruppe
Dieses Alternative Eingewöhnungsmodell findet immer mehr Zustimmung in der Praxis, da es mehreren Kindern gleichzeitig eine gemeinsame Eingewöhnung ermöglicht.
Hintergründe und Informationen zu diesem Eingewöhnungsmodell gibt es im Beitrag: Eingewöhnung in der Peer
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