Bouldern in der Schule
Klettern hat sich seit einigen Jahren von einer Nischen- zur Trendsportart gemausert. Immer mehr Begeisterte tummeln sich in den Kletterhallen, die inzwischen in den meisten Städten zu finden sind. Was fasziniert so viele an der Kraxelei?
Faszination-Klettern
Klettern macht nicht nur physisch, sondern auch psychisch stark. Durch das Erklimmen der Kletterwände werden Geschicklichkeit, Körperbeherrschung, Kraft und Konzentration gefördert. Zu anfangs müssen Ängste vor der Höhe oder mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten überwunden werden.
Es muss aber nicht gleich ein Überhang sein: Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Kletterrouten machen es jedem möglich, erste Erfolge zu erzielen, die zu neuen Herausforderungen motivieren.
Jede bewältigte Schlüsselstelle und das Erreichen des Ziels schafft neues Selbstbewusstsein und immer wieder Hochgefühle. Dabei ist die volle Konzentration gefordert; der Alltagsstress muss außen vor bleiben. Klettern bewirkt gewissermaßen Entspannung durch Anspannung.
Bouldern in der Schule – die risikoarme Alternative
Die Frage, ob sich Klettern als Schulsport eignet, kann daher eigentlich nur mit „ja“ beantwortet werden. Allerdings birgt Klettern auch ein Verletzungsrisiko, die Ausrüstung ist teuer, geeignete schulnahe Kletterwände sind oft rar und Schulungen für Aufsichtspersonen sind notwendig.
An Schulen wird Klettern deshalb trotz aller Vorteile eher selten angeboten, obwohl das Angebot langsam zunimmt.
Eine Alternative für Kletterwände, die nur mit Sicherung bestiegen werden können, bietet das Bouldern (engl. boulder: Felsblock). Hier wird an kleinen Felsblöcken oder künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe seil-frei geklettert.
Für Kinder und Jugendliche sollte die maximale Tritthöhe zwei Meter nicht übersteigen. Die Routen der Boulderwände verlaufen nicht senkrecht nach oben, sondern eher quer zur Wand. Außer Schuhwerk, das fest am Fuß sitzt, wird keine spezielle Ausrüstung benötigt.
Steht eine Boulderwand zur Verfügung, braucht es weder Training noch Vorkenntnisse, es kann sofort losgehen! Die Wände sind deshalb nicht nur für eine angeleitete Nutzung im Sportunterricht geeignet, sondern können frei zugänglich gemacht werden. Schüler können die Wände so auch während der Pausen nutzen.
Die Boulderwände gibt es für den Innen- und Außenbereich als freistehende Elemente oder für die Wandmontage zu kaufen. Damit es nicht langweilig wird, können die Griffe und Tritte der Routen in der Regel verändert werden.
Im Innenbereich kann als Fallschutz auf vorhandene Weichbodenmatten zurückgegriffen werden, bei einer Außennutzung sollte weicher Bodenbelag, wie Rindenmulch, lockerer Sand oder Fallschutzplatten, zur Verwendung kommen.
Bouldern motiviert zur Bewegung
Schulen werden beim Thema „Bewegung“ immer mehr in die Pflicht genommen und das nicht ohne Grund: Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Kinder mit motorischen Defiziten steigt stetig. Das belegt eine Befragung des Forsa-Instituts von Kinder- und Jugendärzten im Auftrag der DAK-Gesundheit aus dem Jahr 2013.
Mehr Bewegung wirkt sich nicht nur positiv auf den Körper, sondern auch den Geist aus: Stress wird abgebaut, die Konzentrationsfähigkeit steigt und damit auch die Lernfähigkeit. Kein Wunder, dass immer mehr Pädagoginnen und Pädagogen Elemente der „Bewegten Schule“ in den Unterricht integrieren.
Klettern eignet sich dabei besonders gut für kurze Bewegungseinheiten in Pausen: Eine Kletterwand fordert geradezu heraus, bezwungen zu werden, Grenzen auszumachen, diese als Herausforderung zu sehen und zu überwinden. Diese Erfolge machen auch psychisch stark! Die Schüler trainieren Körperbeherrschung, Lösungskompetenz und Gleichgewichtssinn.
Weniger die Kraft, mehr die Geschicklichkeit führt zum Ziel, wobei die Körpermuskulatur durch regelmäßiges Klettern durchaus gestärkt wird. Gerade für Schüler, die einen großen Teil des Tages sitzend auf häufig wenig ergonomischen Stühlen verbringen, kann Bouldern durch das Training der Rückenmuskulatur und der Verbesserung der Rumpfstabilität Rückenschmerzen vorbeugen.
Übungen und Spiele für die Boulderwand
Besonders spannend bleibt die Boulderwand, wenn Sie die Kinder nicht nur Routen klettern lassen, sondern dabei verschiedene Aufgaben zu bewältigen haben:
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Auf leisen Sohlen:
Die Schüler versuchen die Route möglichst leise zu klettern. Es wird noch schwieriger, wenn Sie Glockenbänder an den Hand- und Fußgelenken der Kinder befestigen. Diese Übung schult nebenbei die Tritttechnik. -
Kleidertausch:
Zwei Schüler erhalten zusätzliche Kleidungsstücke (z.B. Mütze, Schal, Jacke) und beginnen von der jeweils entgegengesetzten Seite der Boulderwand aufeinander zuzuklettern. Wenn sie sich in der Mitte treffen, müssen die zusätzlichen Kleidungsstücke getauscht werden. -
Fremdgesteuert:
Ein Schüler ist an der Wand, ein zweiter davor. Er gibt dem Kletternden an, welche Griffe und Tritte benutzt werden sollen, ohne ihm unmögliche Aufgaben zu stellen. -
Siamesische Zwillinge:
Beim Queren der Boulderwand müssen Schüler zu zweit einen Softball transportieren. Der Ball soll nur mit den Hüften berührt werden. Mit dieser Übung wird die Beckenarbeit trainiert, wodurch weniger Kraft über den Armzug eingesetzt werden muss. -
Einhändig:
Fortgeschrittene schulen ihren Gleichgewichtssinn, wenn sie nur eine Hand beim Passieren der Wand benutzen. -
Teamwork:
In kleinen Gruppen entwickeln die Schüler eine Route, die von einer anderen Gruppe geklettert werden soll. Im Team können Boulderprobleme gelöst werden. -
Ich packe meinen Koffer:
Das Konzentrations- und Gedächtnisspiel eignet sich für eine Schülergruppe mit ähnlichem Leistungsniveau. Statt Begriffen müssen sich die Schüler bei der Bouldervariante des Spiels „Kofferpacken“ die verwendeten Griffe und Tritte merken, ebenfalls benutzen und um jeweils einen Griff oder Tritt ergänzen. -
Memory:
Für das Spiel werden Memorykarten benötigt, die Sie leicht selbst basteln und laminieren können. Dann kann es losgehen. Die Karten werden gemischt und mit Klebeband an der Wand verteilt befestigt. Die Schüler bilden zwei Gruppen. Nacheinander dürfen die Gruppenmitglieder abwechselnd zu den Karten klettern und nach den bekannten Spielregeln versuchen, die meisten Paare zu ergattern.
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