Belastungen am Arbeitsplatz: Was macht ErzieherInnen krank?
Erzieherinnen und Erzieher sind in ihrem Alltag physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Schlechte strukturelle Rahmenbedingungen und in deren Folge Rückenprobleme, Infektionskrankheiten und Burnout sind daher in dieser Berufsgruppe keine Seltenheit. Auf der anderen Seite ist die Zufriedenheit mit dem gewählten Beruf bei pädagogischen Fachkräften im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sehr hoch. Die Arbeit mit den Kindern wird von Erzieherinnen und Erziehern als wertvoll und sinnstiftend empfunden. Die Rahmenbedingungen wie die Ausstattung der Kitas und Kindergärten, die Lärmbelastung und der Personalschlüssel werden allerdings in vielen Fällen als Belastung empfunden.
Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag möchte einen ersten Einblick in das Thema „Was macht ErzieherInnen krank“ geben. Er kann keine ärztliche Untersuchung und die Diagnose von auf das Thema spezialisierten Experten ersetzen!
Allgemeine Rahmenbedingungen in Kindergarten und Kita
Angefangen bei Möbeln in Kindergröße, die eine Belastung für den Muskel- und Skelettapparat darstellen, bis hin zu ständig steigenden Anforderungen bezüglich des Bildungsauftrags und den daraus folgenden aufreibenden Gesprächen mit Eltern und Sorgeberechtigten - die Arbeit in Kindergarten und Kita besteht aus einer Vielzahl an Herausforderungen für Körper und Geist. Der, durch eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung belegte, Personalmangel stellt nicht nur eine Gefahr für die Qualität der Kindergärten und Kitas dar, sondern ist auch eine der Ursachen dafür, dass die Gewinnung neuer Fachkräfte zunehmend erschwert wird. Der Ruf nach einem innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement wird an vielen Stellen lauter. Während die Betreuungskräfte auch im Bereich der Gesundheit eine Vorbildfunktion für die Kinder haben, ist das Anwenden dieser Gesundheitshinweise für den eigenen Körper zum Teil sehr schwierig.
Krankheitsbilder bei ErzieherInnen und Tipps für mehr Wohlbefinden
Bereits eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2014 zeigt einen erhöhten Krankenstand bei Erzieherinnen und Erziehern. Demnach kommt diese Berufsgruppe auf durchschnittlich 18,9 Fehltage pro Jahr. Der allgemeine Mittelwert über alle Berufsgruppen lag in dieser Umfrage bei 14,9 Tagen. Vor allem chronische Erkrankungen nehmen im Lauf des Berufslebens zu und erschweren den Alltag für die pädagogischen Fachkräfte. Neben den physischen Belastungen der täglichen Arbeit in Kindergarten und Kita sind es oft auch der fehlende Handlungsspielraum und festgefahrene, veraltete Abläufe, die zu gesundheitlichen Problemen bei Erzieherinnen und Erziehern führen.
Muskel- und Skeletterkrankungen
Sitzen auf Stühlen in Kindergröße, gebeugte Haltung, Heben und Tragen - diese täglichen Belastungen muss der Körper im Kindergartenalltag aushalten. Gerade bei pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen ist die Gefahr, an einer Erkrankung des Bewegungsapparats zu leiden, durchschnittlich 2,8 Mal höher als bei anderen Berufsgruppen.
Durch ergonomische Stühle und andere Sitzgelegenheiten wie zum Beispiel Keilkissen oder Yogakissen lässt sich hier Linderung verschaffen. Beim Tragen und Heben sollte auf eine rückenschonende Haltung geachtet werden. Teaminformationen zur Rückengesundheit, die für alle zugänglich sind, sollten Teil des aktiven Gesundheitsmanagements in der Einrichtung sein. Krankenkassen und Unfallkassen bieten hier unterstützende Präventionsangebote.
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Infektionskrankheiten
In der Corona-Krise flammte eine alte Diskussion wieder auf. Ein Abstand und somit eine Reduzierung der Ansteckungsgefahr zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern ist in Kindertageseinrichtungen nicht möglich. Zwischen allen Beteiligten herrscht ein enger Kontakt, der die pädagogische Arbeit erst möglich macht. Sei es das Wickeln der Kinder, das Trösten, das gemeinsame Spielen oder Basteln: Bei all diesen Tätigkeiten ist der Abstand zwischen Kindern und Erwachsenen nicht weit genug, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Vor allem in der Erkältungszeit werden Kinder teilweise auch in den Kindergarten gebracht, wenn sie krank sind. Kein Wunder also, dass Erzieherinnen und Erzieher besonders häufig an Infektionen der Atemwege erkranken.
Achten Sie auf die Einhaltung von Husten- und Nies-Etikette. Die Desinfektion und das Waschen der Hände muss oberste Priorität haben - auch bei den Kindern. Regelmäßiges und intensives Lüften hilft ebenfalls dabei, die Infektionsgefahr zu minimieren.
Lärm
Der Alltag in Kindergarten und Kita kann sehr laut sein. Während die Kinder spielen und toben, entwickelt sich eine Geräuschkulisse, die auf Dauer eine gesundheitliche Belastung darstellt. Lärm beeinflusst die Konzentrationsfähigkeit, das Schlafverhalten und bedingt auch hormonelle Veränderungen sowie Beeinträchtigungen im Sozialverhalten. Physische und psychische Beschwerden sind also die daraus entstehenden Folgen, die wiederum einen negativen Effekt auf Ausfallzeiten und Personalplanung haben. Unterstützt wird die Entwicklung der Lautstärke außerdem durch moderne Baustoffe, die aus Gründen der Hygiene, zur Einsparung von Energie oder aus ästhetischen Gründen in den Kindertagesstätten verbaut werden. Harte Oberflächen und offene Raumkonzepte verstärken allerdings die Verbreitung von Lärm und die draus entstehenden gesundheitlichen Folgen.
Sobald es das Wetter zulässt, sollte der Außenbereich der Kita genutzt werden. Toben und Spielen auf dem Spielplatz gibt den Kindern die Möglichkeit, ihrer Energie sinnvoll einen Weg zu geben. Sollte das Spielen draußen nicht möglich sein, kann auch in den Gruppenräumen gezielt zur Reduzierung des Lärms beigetragen werden. Der Alltag sollte eine abwechslungsreiche Struktur haben, die für Kinder und Erzieher Phasen des lauten Spiels und der Entspannung beinhaltet. Auch das Nachrüsten von Schallabsorbern kann eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
Psychische Beschwerden / Erschöpfungssysndrom
Auch wenn viele Erzieherinnen und Erzieher zufrieden mit ihrer Berufswahl sind und ihre Tätigkeit als zutiefst sinnstiftend empfinden, gibt es doch Faktoren, die für psychische Beschwerden sorgen können. Auch in Kindergärten und Kitas sind Mobbing, schlechte Bezahlung, allgemeine Unzufriedenheit, mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten und strukturelle Probleme Faktoren, die sich auf die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer niederschlagen. Der Personalschlüssel ist sicher einer der größten Belastungsfaktoren, die die tägliche Arbeit erschweren. Ausfälle durch Krankheit oder Fortbildungen können den bereits eng bemessenen Personalschlüssel schnell an seine Grenzen bringen. Die Zeit für Aufgaben im Bereich der Organisation und Dokumentation wird für Leitung und pädagogische Fachkräfte in den Gruppen zu einem großen Stressfaktor. Hinzu kommen schwierige Elterngespräche, die seit der zunehmenden Verschulung des Kindergartens und gestiegener Ansprüche an die Kinder oft neue und zuweilen erschreckende Dimensionen annehmen können. Angehäufte Überstunden und das Gefühl ausgebrannt zu sein, können hier die Folge sein.
Um psychischen Belastungen vorzubeugen, ist es wichtig, eigenen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Eine offene Kommunikation zwischen Erzieherinnen und Erziehern, Leitung und Träger ist hier das A und O. Ein angepasster und ausgewogener Personalschlüssel ist hier einer der wichtigsten Faktoren, die zur Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen.
Das regelmäßige Prüfen von Tagesabläufen, Dienstplänen und Sonderaufgaben ist hierbei wichtig, um einen Überblick über mögliche Engpässe zu erhalten. Dazu gehört natürlich auch die kritische Auseinandersetzung mit Problemen im Team. Zu beachten ist hier, dass allgemeine Harmonie nicht in allen Fällen ein Zeichen für ein gutes Miteinander im Team ist. Ebenfalls wichtig ist das Fühlen und Priorisieren der eigenen Bedürfnisse. Eine optimierte Organisation in der Wochenplanung und Zeit für Self-Care können, auch wenn daraus nur kleine Zeitfenster für sich selbst entstehen, eine große Wirkung auf das allgemeine Wohlbefinden haben.
Quellen:
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